Die Geschichte der Migros GolfCard
Mark Horyna

Betrachtet man die historische Entwicklung des clubfreien Golfspiels in der Schweiz, kommt man um die Migros GolfCard nicht herum. Denn die Karte, die - Stand Januar 2025 - gut 24 Prozent aller Schweizer Golfenden das Aufteen ermöglicht, ist in mehrfacher Hinsicht ein voller Erfolg.
Um diese Erfolgsgeschichte zu verstehen, müssen wir einen kurzen Blick in die Vergangenheit werfen, in eine Zeit, zu der Golf in der Schweiz das Vergnügen einer relativ kleinen Gruppe war. Im Jahre 1995 gab es hierzulande etwa 25ʹ000 Golferinnen und Golfer. Die meisten davon waren Mitglieder in Privatclubs. Öffentliche Golfplätze, wie es sie in anderen Länder Europas schon seit geraumer Zeit gab, waren unbekannt.
Als die Migros1995 mit der Eröffnung ihres ersten Golfparks in Holzhäusern konkrete Schritte zur Demokratisierung des Spiels unternahm, war die Aufregung und die Verunsicherung bei vielen traditionellen Clubs ebenso gross, wie der Andrang auf die begehrten Startzeiten auf der Anlage.
Denn auch wenn es seit 1999 die ASGI gab, taten sich im golfenden Establishment mit der Idee der clubfreien Golfenden noch viele schwer. Vorurteile prägten die Diskussion. Die meisten davon wurden wohl durch Erlebnisse mit Spielenden aus dem Ausland verstärkt, die, mit «nachgeworfener» Platzreife ausgestattet, auf die dortigen Golflandschaften losgelassen wurden. Schlechtes Benehmen, schlechte Ausbildung, mangelhafte Etikette und langsames Spiel waren nur einige der Sorgen, die die Runde machten. Hinzu kamen auch ernsthafte finanzielle Überlegungen. Manche Clubs hatten schlichtweg Angst, öffentliches Golfen könnte dem angestammten Markt schaden.
Die Diskussion hatte schon fast etwas Irrationales, wurde entsprechend leidenschaftlich und zum Teil auch etwas unsachlich geführt.
Golf für alle mit gründlicher Schulung
Doch das genossenschaftlich organisierte Unternehmen hatte vorgesorgt und war entschlossen, alles dafür zu tun, dass Migros Golferinnen und Golfer nicht mit einem Stigma versehen werden konnten. Mit erheblicher Erfahrung in der Erwachsenenbildung tat Migros von Anfang an alles, um den Vorurteilen durch solide Ausbildung entgegenzuwirken. Golf sollte endlich auch in der Schweiz für eine breitere Schicht der Bevölkerung erschwinglich und zugänglich gemacht werden. Golf für alle eben.
Von Beginn an durchlief jede Migros Golferin und jeder Migros Golfer eine grundsolide Schulung. Wer dort eine Platzreife absolvierte, bekam nichts geschenkt, kannte die Regeln, wusste sich auf dem Platz zu benehmen und ging, im Gegensatz zu vielen Public-Golfenden aus dem benachbarten Ausland, im Normalfalle zügig über den Platz. Die Lehrgänge der Migros brachten aber nicht nur kompetente Spielende hervor, sondern auch glückliche. Wer bei der Migros gelernt hatte, gehörte in der Regel zu den Golferinnen und Golfern, die halbwegs anständig waren, Freude auf dem Platz hatten, weniger frustriert waren und spielen, viel spielen wollten.
Doch wo? Schon bald sorgte die Migros für mehr Spielerinnen und Spieler als sie in den anlageneigenen Clubs unterbringen konnte. Zwar hatten die Genossenschaften in den Jahren seit der Erstgründung in Holzhäusern eine ganze Reihe neuer Anlagen mit ansässigen Clubs eröffnet, doch diese konnten die Nachfrage nur bedingt decken (mehr zur Geschichte von Migros Golf finden Sie hier).
Wer ernsthaft Golf spielen wollte, musste sich deshalb oft anderweitig orientieren. Viele der Migros ausgebildeten Spielenden suchten eine Heimat in den Privatclubs des Landes oder gingen zur ASGI.
Das Freizeitverhalten verändert sich
Eine eigene Lizenz anzubieten, die für die Golfenden mehrere Vorteile hatte, war demnach eine logische Fortsetzung der Bemühungen der Migros, das Spiel nicht nur zu demokratisieren, sondern auch den Gewohnheiten einer jüngeren, neuen Generation von Golferinnen und Golfern gerecht zu werden.
Denn schon Ende des zwanzigsten Jahrhunderts hatte sich das Freizeitverhalten der Golfenden – auch der leidenschaftlichsten unter ihnen – erheblich verändert. Sich langfristig an einen Club zu binden, war keine Selbstverständlichkeit mehr. Golf war nur noch eine von vielen attraktiven Möglichkeiten, die Freizeit aktiv zu gestalten. Und das ist auch so geblieben. Traditionelle Clubmitgliedschaften mit langen Laufzeiten und hohen Aufnahmegebühren passen da nicht immer ins Lebenskonzept. Dass sich die Realität der berufstätigen Bevölkerung vielfach geändert hat, spielt eine ebenso grosse Rolle. Oft wird ein Höchstmass an sozialer Mobilität verlangt und die Bereitschaft vorausgesetzt, den Arbeits- und Wohnort häufig zu wechseln. Sich an einen ortsabhängigen Club auf Jahre hin zu binden, ist also in diesen Zeiten eher ein Anachronismus.
Die Migros GolfCard konnte sowohl diesen Golfenden Abhilfe verschaffen als auch dem berechtigten Interesse des Unternehmens Genüge tun, die ausgebildeten Spielerinnen und Spieler langfristig an die Migros zu binden und das gewachsene Vertrauensverhältnis der Kundschaft für ein neues, innovatives Produkt zu nutzen.
2008: Launch der Migros GolfCard
Der Weg von der bereits im Jahre 2004 hausintern diskutierten Idee bis zum Launch der Migros GolfCard im Jahre 2008 war jedoch kein einfacher, wie sich zeigen sollte. Bis zur letztendlichen Anerkennung durch die damalige ASG brauchte es lange, bisweilen auch schwierige Verhandlungen, in denen Vorurteile und Widerstände aus dem Weg geräumt werden mussten. Eine gehörige Portion Geduld und viel Geschick aller Beteiligten waren vonnöten, wie drei der damaligen Verhandlungspartner im Gespräch Revue passieren lassen (Lesen Sie dazu mehr in diesem Artikel).
In kürzester Zeit konnte eine Vielzahl Golfende für den Erwerb der Karte gewonnen werden. Ein eindeutiger Beweis dafür, dass die Idee zur richtigen Zeit kam und auf fruchtbaren Boden fiel. Zum heutigen Zeitpunkt (Januar 2025) geniessen mehr als 25ʹ000 Personen die Vorteile, einer GolfCard Mitgliedschaft, ohne Anfangsinvestition und langfristige Bindung.
Wer heute als Erwachsener eine GolfCard für CHF 300 erwirbt, hat ein professionell verwaltetes HCP, kann auf fast allen in- und ausländischen Golfplätzen gegen Greenfee spielen, erhält auf den Migros-eigenen Anlagen attraktive Reduktionen, kann auf ein umfassendes Kursangebot zugreifen und kommt in den Genuss sehr interessanter Vergünstigungen bei diversen Angeboten der vielen Migros Partner (z. B. SWICA, Diners Club, Snyder, Hunn Gartenmöbel, Orthopodo Malgaroli und Trisa Electronics).


Turnierserien, Jugendförderung und Sportbeiträge
Was in der Anfangszeit als Ein-Mann-Abteilung in einem winzigen Büro im Golfpark Otelfingen begann, ist 2025 zu einer eigenen Abteilung innerhalb des seit 2022 als eigenständige Migros Golf AG operierenden Unternehmens geworden. Bis 2025 ist die derzeitige GolfCard Abteilung unter der Leitung von Susanne Marty, die auch für das Sponsoring & Marketing der Migros Golf AG verantwortlich ist, auf fünf fest angestellte Mitarbeitende angewachsen. Sie kümmert sich um die zahlreichen administrativen, organisatorischen und kommunikativen Aufgaben. Die GolfCard gibt mit Migros GolfPlus eine eigene Zeitschrift heraus, die dreimal im Jahr erscheint, sie organisiert und führt massgeschneiderte internationale Reisen durch, und sie hat seit einigen Jahren eine eigene sehr erfolgreiche Turnierserie, die Migros GolfCard Trophy, bei der jährlich mehrere Tausend Teilnehmer*innen auf ungefähr 30 Anlagen in der ganzen Schweiz aufteen. Die GolfCard veranstaltet zudem für ihre Mitglieder zahlreiche Verlosungen und Gewinnspiele, bei denen ProAm-Teilnahmen und andere wertvolle Preise gewonnen werden können.
Die Migros Devise GOLF FÜR ALLE umfasst ausserdem eine intensive und durch die Beiträge der GolfCard Mitglieder finanzierte Juniorenarbeit. Massgeschneiderte Angebote gibt es auch für die Allerkleinsten ab vier Jahren. Schon seit 2011 bietet die GolfCard in den Sommerferien wöchentliche Junior Golf Camps mit Übernachtungen an. Seit 2017 gibt es mit dem Projekt «Golf in Schulen» ein kostenfreies Angebot für Primarschulen, bei dem Teams der GolfCard Kindern die Möglichkeit bieten, den Sport niedrigschwellig im Rahmen des Unterrichts kennenzulernen. Dass die Migros GolfCard für junge Golferinnen und Golfer bis zum Alter von 18 Jahren kostenfrei ist, versteht sich in diesem Zusammenhang fast von allein.
Aber damit nicht genug. Mit inzwischen über 25ʹ000 Mitgliedern ist die Migros GolfCard die grösste Golforganisation der Schweiz. Die Kartenhalter*innen leisten also mit ihrem Swiss Golf Obolus einen nicht unerheblichen Beitrag zur Förderung des Schweizer Golfsports. Eine signifikante Summe aus den Einnahmen der GolfCard fliesst in die golferische Jugendförderung, nicht nur auf den Migros-eigenen Anlagen. Viele Nachwuchsprojekte in der ganzen Schweiz wären ohne diese Zahlungen nicht realisierbar. Auch Profi-Turniere werden über den Beitrag mitfinanziert. Die einst so misstrauisch beäugten Public-Golfenden der Migros sind also inzwischen ein Segen für den Nachwuchs und den nationalen Spitzensport zugleich.



