Ruhige Jahre nach dem Krieg

Im Gegensatz zu den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Verbands-Aktivitäten nach dem Zweiten Weltkrieg sehr schnell wieder aufgenommen. Unter dem Patronat der ASG fanden bereits 1946 wieder 16 Turniere und Meisterschaften statt. Im gleichen Jahr wurden zudem Freundschaftsbegegnungen mit Mannschaften aus Belgien, der Tschechoslowakei und Frankreich organisiert. Die nationalen Meisterschaften in Crans waren jedoch 1947 mit insgesamt 26 Teilnehmern noch relativ schwach besetzt.

Die langsame Wiederaufnahme der Aktivitäten gilt erst recht auch bezüglich des Baus neuer Plätze. In den folgenden 15 Jahren kamen nur Arosa, Niederbüren und Lenzerheide neu zur ASG. Erstaunlicherweise startete schon 1950 das erste Schweizer Golfmagazin, dies bei damals sehr kleinen Mitgliederzahlen.


Golfclub Arosa: 1942 gegründet – 1946 Platz eingeweiht

Der Golfclub von Arosa wurde bereits 1942 gegründet. Die von Donald Harradine geplante Anlage konnte jedoch erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fertiggestellt werden. Am 13. Juli 1946 feierten die Mitglieder und die 35 geladenen Gäste die Einweihung der ersten neun Löcher dieses auf 1850 Metern über Meer liegenden Platzes. Er war damals die höchstgelegene Golfanlage der Schweiz. 
Zwar gab es anfangs weder Frauen-Abschläge noch eine Driving Range oder ein Putting Green. Auch das Clubhaus kam erst später dazu. Trotzdem fanden in Arosa im Jahr 1952 die Ostschweizer Amateur-Meisterschaften statt. Der Ausbau auf 18 Löcher, der schon seit 1964 im Gespräch war, wurde erst knapp vierzig Jahre später nach den Plänen von Peter Harradine jr. realisiert.


Start mit 9 Löchern

Wie damals üblich, startete das Golfspiel auch in Niederbüren mit einer 9-Loch-Anlage. Eine kleine Gruppe Golfbegeisterter, bestehend aus dem Uzwiler Maschinenindustriellen und Nationalrat Dr. René Bühler sowie Max Paul Zollikofer und Hans Eidenbenz, erhielt am 1. Juli 1948 von der Bürgerkorporation Niederbüren grünes Licht für die Realisierung eines Golfplatzes. Schon ein Jahr später konnten die Mitglieder und Gäste einen 9-Loch-Platz entlang der Thur eröffnen. 
Der Platz war nach Plänen des Golfhistorikers und ehemaligen Captains des Royal & Ancient Golf Clubs in St Andrews, Sir Guy Campbell, angelegt worden. Als erstes Clubhaus diente eine alte Militärbaracke aus der Innerschweiz. Offenbar stiess das neue Angebot in der Ostschweiz auf Interesse. Schon im ersten Jahr traten100 Aktivmitglieder dem Club bei. Die Eintrittsgebühr betrug 100 Franken. Zudem bezahlten die Mitglieder damals einen Jahresbeitrag von 300 Franken für Einzelspieler und 400 Franken für Ehepaare.

Das erste grosse Wettspiel in Niederbüren waren die im Mai 1953 durchgeführten 1. Ostschweizer Meisterschaften.

In Niederbüren ging es deutlich schneller als in Arosa, bis aus der 9-Loch-Anlage ein grosser Platz mit 18 Löchern entstand. 1958 kamen zunächst drei neue Spielbahnen dazu, ab 1961 dann die restlichen sechs.

1962 später kam es zu einem einschneidenden Naturereignis: Wegen des Thur-Dammbruchs wurde der Platz überflutet und blieb während sieben Wochen teilweise gesperrt. Der Schaden belief sich auf 350'000 Franken. Eine Mitglieder-Spendenaktion in der Höhe von 100'000 Franken war für die Wiederinstandstellung notwendig. Vier Jahre später beteiligte sich der Club mit weiteren 100’000 Franken an der kantonalen Thur-Korrektion. Das half allerdings nur bedingt: 1994 stand der Platz erneut unter Wasser.


Ausbau auf 18 Löcher

Nochmals deutlich schneller ging der Ausbau von 9 auf 18 Spielbahnen auf der Lenzerheide. Zurück zur gesamten Entstehungsgeschichte: «Unter dem Vorsitz von Dr. G. Decurtins wurde der Golfclub Lenzerheide-Valbella im Hotel Schweizerhof am 21. September 1951 gegründet – mit anschliessender Besichtigung der ersten, nicht ganz fertig erstellten neun Löcher», heisst es in der offiziellen Clubgeschichte. Schon anfangs Sommer 1955 stand die 18-Loch-Anlage «der internationalen Golf-Clientèle» zur Verfügung.

Im ersten Pachtvertrag mit der Gemeinde Lantsch/Lenz hatte es unter anderem geheissen, dass das gesamte Gelände abzuholzen, von Steinen und Stöcken zu befreien und zu entwässern sei. Der Weidegang nach bisheriger Praxis müsse garantiert sein, und die Arbeiten seien unverzüglich in die Hand zu nehmen – noch vor der Gründung des Golfclubs. Der Club müsse zudem pro Jahr einen Pachtzins von 1000 Franken bezahlen.

Bevor es mit dem Golf so weit war, brauchten die Golfbegeisterten auf der Lenzerheide neben Arbeit und Geld vor allem auch viel Geduld. Bereits 1924 lancierte Franz Brenn, als Besitzer des Hotels Schweizerhof, erstmals die Idee für einen Golfplatz. Erst im dritten Anlauf funktionierte es 15 Jahre später mit einer Machbarkeitsstudie durch Peter Gannon, dem Architekten der bekannten Plätze Villa d’Este und Varese. Aus dem gleichen Jahr 1939 stammt der erste Entwurf für einen Pachtvertrag, der schliesslich erst elf Jahre später unterschrieben wurde.
1953 trat der 1951 gegründete Golfclub Lenzerheide offiziell der ASG bei. Er war der siebte 18-Loch-Parcours des Verbandes.


«Putsch» im ASG-Vorstand

Bis ins Jahr 1962 war es in Sachen Bau neuer Golfplätze lange ruhig. Aber daneben passierte einiges. An der Delegiertenversammlung im Januar 1953 war nicht nur die Aufnahme des Golf Club Lenzerheide ein Thema. Es kam damals zu einem eigentlichen Putsch innerhalb des Verbandes. Der gesamte Vorstand wurde ersetzt. «Die eher konservative Politik wurde von den Golfern der neuen Generation, die inzwischen die Verantwortung in mehreren Clubs übernommen hatten, nicht akzeptiert», schrieb Franz Rittmann über diese ausserordentliche Situation in seinem 1984 erschienen Buch «Die Geschichte der ASG».

Seit 1945 hatte Gabriel Chauver den Verband geführt. An der denkwürdigen Versammlung wurde er vom Zürcher Hans C. Wehrli als Präsident abgelöst. Letzterer stellte einen neuen zwölfköpfigen Vorstand zusammen und vergab Schlüsselpositionen an die junge Generation. Werner A. Kaiser aus Lausanne wurde zum Vizepräsidenten ernannt und Charles Falck zum Honorary Secretary und Honorary Treasurer. Der neue Vorstand machte sich sogleich an die Arbeit. Zum ersten Mal dabei waren Dixio Bossi (Lugano), Gian Coray (Engadin), Jürg Engi (Basel), Pierre Turrettini (Genf) und Ulrich Wehrli (Zürich/Zumikon). Der ehemalige Schweizer Amateurmeister Francesco Parodi übernahm die Leitung der Sportkommission. Eine andere Massnahme: Der Beitrag pro Clubmitglied wurde zuerst auf 10, später auf 15 und 1958 sogar auf 20 Franken erhöht.


Das erste Schweizer Golfmagazin

Ab 1950 existierte das erste Schweizer Golfmagazin mit dem schlichten Namen «GOLF». Das Jahresabo für acht Ausgaben kostete 15 Franken. «Schweizerische Golfrevue – Revue Suisse de Golf - Swiss Golf Revue» hiess das Magazin im Untertitel und entsprechend erschienen die Berichte damals bunt gemischt in den drei Sprachen deutsch, französisch und englisch. Gründer, Verleger und Chefredaktor war Otto F. Dillier, selbst ein Spitzenamateur, der gleichzeitig vor allem über die diversen Turniere berichtete. In der allerersten Ausgabe vom Januar 1950 berichtete Dillier ausführlich über «Die vierzehn Tage von Crans», wo von Ende August bis September1949 diverse Anlässe – von der Junioren-Schweizermeisterschaft bis zum Profi-Turnier, dem damaligen «Swiss Open» – durchgeführt wurden. Dies alles schön chronologisch. Am meisten Platz bekam die internationale Schweizermeisterschaft der Amateure. Laut Dillier sah man Vertreter aus acht Nationen am Start. Bei den Herren spielten 60 der besten Spieler aus Italien, Frankreich, Belgien, England, USA, Deutschland, Ägypten und der Schweiz um den Titel.

Der Schweizer Golflehrerverband hatte das neue Magazin von Beginn an als sein offizielles Organ anerkannt. «Die lang ersehnte Golfzeitschrift ist Realität geworden. Ab jetzt können sich alle Interessierten über unsere Erfahrungen und Tätigkeiten informieren», schrieb Präsident Robert Lanz im Januar 1950.

Fünf Jahre später war «Golf» das offizielle Magazin der Golfclubs Bern und Dolder, nicht aber des Verbandes. «Dr Bärner Egge» war eine fixe Seite, überschrieben mit «Offizielle Mitteilungen und anderes aus dem Leben des Golf Clubs Bern. Offizielle Adresse: Postfach 510, Bern-Transit.»

Im «Dr Bärner Egge» berichtete ein Unbekannter in der dritten Ausgabe 1955: «Der Chronist bedauert sich selbst, denn er weiss nicht, wo Neuigkeiten hernehmen während der Ferienzeit. Auf dem Gurten war herzlich wenig los seit anfangs Juli. Wer also nicht in den Ferien war, hatte selbst an Samstagen den ganzen Course für sich.» Später schreibt er unter anderem: «Glücklicherweise sind einige «Golfarmler» wieder am Genesen. Einer von ihnen hat es in der «August Medal» gleich der ganzen Konkurrenz gezeigt, als er sein ohnehin schon kokettes Score auf dem letzten Loch mit einem Birdie aufpolierte.»

Weiter hinten im «Dr Bärner Egge» erzählt der Dolder Golflehrer Ernst Bauer von seiner Reise an den Canada Cup im Columbia Golf Club in Washington. Dort heisst es unter anderem wörtlich: «Ganz besonders eigenartig für unsere Begriffe ist, dass dort Herren und Damen nie zusammen essen. Es gibt ein Restaurant für Herren und eines für Damen, und die Trennung ist sehr streng. Damen spielen im Allgemeinen nur vormittags; am Nachmittag und abends ist der Platz für die Herren reserviert. Im benachbarten Club übrigens, dem Club von Präsident Eisenhower, gibt es überhaupt keine Damenmitglieder. Dieser Club ist absolut nur für Herren.»

Anmerkung des Redaktors: «Dieser Tatsache ist es sehr wahrscheinlich zu verdanken, dass sich in den angelsächsischen Ländern die Golfgeschichten und Anekdoten viel besser entwickelt haben als bei uns. Keine spöttisch lächelnden Ehefrauen hindern dort ihre Männer am Spinnen ihres Lieblingsgarnes.» Und ganz zum Schluss hiess es dann: «Soweit der Bericht von Herrn Bauer. Und nun wünsche ich allen viel Glück für den zweiten Teil der Golfsaison 1955.»

Ähnliche Clubartikel erscheinen später auf eigenen Seiten der Golf Magazine, zum Beispiel auch vom Ostschweizer Golfclub Niederbühren unter dem Titel «Die Thurecke». Sehr prominent war von Beginn an die Rubrik «Die ASG teilt mit». In der Dezemberausgabe 1958 publizierte der Verband im Magazin unter anderem die Geschäfts- und privaten Telefonnummern des Präsidenten, des Sekretärs und des Kassierers.


Die Schweiz an der Mannschafts-WM

An der Generalversammlung der ASG vom 6. Dezember 1958 wurde beschlossen, nach Möglichkeit ein Team an die Mannschaftsweltmeisterschaften zu schicken. Zwei Jahre zuvor hatte ASG-Sekretär Peter Prager die Schweiz anlässlich der Gründung des «World Amateur Golf Councils» in Washington vertreten. Letzterer organisierte diese Weltmeisterschaften, zuerst für die Männer und später auch für die Amateurinnen. Ab 2003 wurde daraus die «International Golf Federation», welche unter anderem auch die Golfturniere an den Olympischen Spielen organisiert und ihren Sitz in Lausanne hat. Golf an den Olympischen Spielen war in den Fünfzigerjahren allerdings noch kein Thema.


Junioren aus sechs Ländern in Luzern

In den Luzerner Neuesten Nachrichten vom 30. Juli 1960 steht:


Rencontre hexagonale Juniors 1960 auf dem Golfplatz Dietschiberg

Vom 29. Juli bis zum 3. August begegnen sich auf dem Dietschiberg 70 junge Golfspieler aus sechs Ländern in total 15 gegenseitigen Länderkämpfen nach der Formel der internationalen Golf-Länderwettkämpfe: an jedem Vormittag der fünf Wettkampftage werden drei foursomes ausgetragen, das heisst, es spielen je drei Zweiermannschaften gegeneinander; am Nachmittag folgen 6 singles, das heisst es begegnen sich 6 Einzelspieler …… usw.

In den darauffolgenden Jahren wurde dieser Wettkampf als Junioren-Team-Europameisterschaft ausgetragen.

Siehe die Kapitel «Die Geschichte der Juniorenbewegung in der Schweiz», «ASG/Swiss Golf» und «Jugend+Sport» und «G4G (Golf for girls)».

Abkürzungen

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