Swiss Golf und Jugend+Sport
Barbara Eberhart (bis 2014) und Marcel Meier (ab 2010)
Jugend+Sport (J+S) ist das grösste Sportförderungsprogramm des Bundes. Jährlich finden 80’000 Sportkurse oder Lager in 90 Disziplinen mit Hunderttausenden von Kindern und Jugendlichen statt. Für den Golfverband war eine Zusammenarbeit mit J+S absolut wünschbar und notwendig. Es brauchte aber einige Jahre und viel Überzeugungsarbeit, bis der Golfsport Vollmitglied von J+S wurde.
Die Zusammenarbeit zwischen Swiss Golf und Jugend+Sport (J+S) war von drei Phasen geprägt:
- In der ersten Phase ging es darum, den ASG-Lehrgang zusammen mit der ESSM (Eidgenössische Sportschule Magglingen) zu lancieren.
- Von 2000 bis 2010 war der Golfsport in einer Warteposition (Nutzergruppe 6) und konnte nur beschränkt von den J+S-Leistungen profitieren.
- In der dritten Phase, ab 2010, war Golf Vollmitglied von J+S.
J+S bietet drei Hauptleistungen an:
- Förderung von Sport für Kinder und Jugendliche und ihre Einbettung in eine Sportgemeinschaft. Golfclubs können ihre Trainings anmelden und werden finanziell entschädigt.
- Spezifischen Aus- und Weiterbildung von Leiterinnen und Leitern
- Lehrmittel für eine methodisch-didaktische Ausbildung.
In der ersten Aufbauphase spielten Barbara Eberhart, ASG-Vorstandsmitglied (verantwortlich für die Junior*innen), und Rolf Altdorfer, Sportlehrer in Magglingen, eine entscheidende Rolle. Barbara Eberhart führte bis 2014 die Juniorenorganisation der ASG in Zusammenarbeit mit der ESSM/J+S. 2010 übernahm Marcel Meier, Head of Education bei Swiss Golf, die Leitung der Ausbildung und arbeitet seither mit den J+S-Expertinnen und J+S-Experten eng zusammen.
Aufbau bis ins Jahr 2000
Die ASG initiierte Gespräche mit der Swiss PGA, um deren Zusammenarbeit mit J+S zu fördern. Diese Gespräche waren herausfordernd, da es darum ging, zu zeigen, dass die J+S-Leiterinnen und -Leiter einen wertvollen Beitrag zum Golfunterricht für Kinder und Jugendliche leisten können.
Aber nicht nur intern musste Aufbauarbeit geleistet werden. Auch gegenüber den anfänglich skeptischen Vertretern von J+S musste die ASG beweisen, dass Golf eine für Kinder und Jugendliche geeignete Sportart ist. Die ASG informierte zum Beispiel, in welchen Golfclubs ein gutes Jugendtraining stattfindet. Andererseits musste gezeigt werden, dass Golf auch dem Sportverständnis von J+S entspricht, d.h. auch den notwendigen Bewegungsanteil besitzt. Die Verantwortlichen von J+S machten unangemeldete Besuche in den Clubs und konnten sich so überzeugen, dass der Golfsport von J+S gefördert werden muss.
Der Anfang war geschafft, aber es war nur ein Teilerfolg, weil Golf vorerst nur von der Kaderbildung profitieren konnte und von 2000 bis 2010 vorerst nur zur Nutzergruppe 6 gehörte.
Die Ausbildungsstruktur zeigt die Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen auf den verschiedenen Ausbildungsebenen.
J+S-Kernlehrmittel – Unterricht ist ein Dialog
Die Lehrmittel sind ein wichtiger Bestandteil von J+S. Von 1998 bis 2000 leitete der heutige Swiss Golf Ausbildungschef Marcel Meier das Projekt. Zum ersten Mal erarbeitete J+S ein gemeinsames Lehrmittel für alle Sportarten.
Im Zentrum stehen drei Konzepte. Das blaue pädagogische Konzept zeigt den Dialog zwischen den Leiterinnen und Leitern und den Kindern und Jugendlichen. Die Rolle der Leiterinnen und Leiter besteht darin, zu beobachten, zu beurteilen und zu beraten. Die Kinder und Jugendlichen auf der anderen Seite des Dialogs nehmen Informationen auf, verarbeiten sie und setzen sie um. Um Golf zu spielen, braucht es Taktik, Technik, mentale und physische Aspekte und ein gutes Umfeld. Die Entwicklung dieser Teilaspekte hängt von der gewählten Methode ab.
Am Anfang jeder Unterrichtssequenz steht aber immer die Frage, was die Kinder und Jugendlichen brauchen, um ihr Spiel auf dem Golfplatz noch besser zu beherrschen. Was brauchen sie, um ihre Spielsituationen auf dem Golfplatz individuell sinnvoll lösen zu können?
Vollmitglied seit 2010
Der Schweizer Golfsport kann seitdem von allen drei Hauptleistungen profitieren:
- Jugendausbildung, finanzielle Unterstützung.
- Kaderbildung, Aus- und Weiterbildung der Leiterinnen und Leiter.
- Lehrmittel, allgemeine und golfspezifische Unterlagen.
Der Nutzergruppenwechsel stiess auf positives Echo. Im Frühling 2010 informierte die ASG alle Golfclubs über die neuen Möglichkeiten von J+S. Alle J+S-Leiterinnen und Leiter wurden mehrmals angeschrieben. An der GV der Swiss PGA und bei den Golfclubmanagern der Schweiz ist über J+S-Golf informiert worden. Im November 2010 wurde J+S-Golf an den vier Regionalmeetings vorgestellt. Die J+S-Golf Internetseite wurde angepasst und die Inhalte waren mit den Verbänden koordiniert.
Ein J+S-Trainingshandbuch wurde erstellt. Das J+S-Handbuch Golf bestand aus dem allgemeinen Teil und dem ASG-Trainingshandbuch von Patrick Kressig und Christophe Bovet, das viele hilfreiche Übungen enthält.
Jugendausbildung und J+S-Coach
Mit dem Wechsel in die Nutzergruppe 1 wurde es natürlich auch für den Schweizer Golfsport, die damalige ASG, obligatorisch, den J+S-Coach einzuführen. Dieser Begriff, diese Bezeichnung für eine Person, hat anfangs für viel Verwirrung gesorgt. Für J+S ist der J+S-Coach die Person, das sogenannte Bindeglied zwischen dem Club und dem kantonalen Amt für J+S. Der J+S-Coach ist zuständig für die Anmeldung eines Angebots eines Golfclubs, für die Mitteilung, dass der Golfclub eine Juniorenorganisation hat, die mit J+S-Leitern, seien es Amateure oder Professionals, eine Saison lang trainiert. Nach der Saison wird abgerechnet und der Golfclub erhält die finanzielle Entschädigung. Der J+S-Coach ist also eine administrative Figur und nicht im Sinne von Coach ein Sportcoach.
Seit 2010 können sich die Golfclubs bei J+S anmelden. Die Tabelle zeigt, wie die Golfclubs finanziell von J+S profitieren.
Nachwuchsförderung
J+S hat aber nicht nur die Vereine unterstützt. Bis 2017 konnten auch Sportverbände von zusätzlichen Leistungen profitieren. Im Rahmen der Nachwuchsförderung von J+S war es den Verbänden möglich, Kadertrainings anzumelden und so auch finanziell zu profitieren. Voraussetzung war allerdings, dass der Sportverband über ein Nachwuchsförderungskonzept verfügte.
Im Jahr 2012 hat der damalige Generalsekretär der ASG Christian Bohn zusammen mit Marcel Meier das Nachwuchsförderungskonzept formuliert und eingereicht. Es wurde von Swiss Olympic und J+S akzeptiert. Zudem profitierten die Nachwuchsathletinnen und -athleten der ASG von den Swiss Olympic Talent Cards, welche den Zugang zu den Sportschulen ermöglichten. Seit 2018 ist die J+S-Nachwuchsförderung bei J+S in der Nutzergruppe 4 integriert. Im Auftrag von Swiss Golf vergibt Swiss Olympic aber weiterhin die wichtigen Talent Cards.
Kaderbildung – Ausbildung
Die ASG hat vier spezielle dreitägige Einführungskurse für Swiss PGA Pros organisiert. Seit 2010 gibt es im Frühling und im Herbst je einen fünftägigen J+S-Leiterkurs. Er ist offen für ausgebildete Pros und für «Amateure», die bereit und motiviert sind, in der Juniorenförderung im Golfclub mitzuhelfen.
Die Ausbildungsstruktur hat drei Stufen. Die Lehrlinge der Swiss PGA besuchen im Rahmen der dreijährigen Lehre alle Module der Grundausbildung, Weiterbildung 1 und 2.
Die Zusammenarbeit zwischen den drei Institutionen
- SWISS GOLF
- Swiss PGA
- Jugend+Sport
funktioniert bestens. Swiss Golf seinerseits pflegt einen guten Kontakt zu der ASGI und der Migros GolfCard.
Kaderbildung – Weiterbildung – J+S-Themen – Seit 2010
2010 J+S-Kernlehrmittel – die drei Konzepte
2011/12 Psyche
2013/14 Bewegungslernen
2015/16 Lernklima
2017/18 Störungen
2019/20 Gutes Training – vermitteln
2021/22 Gutes Training – fördern
2023/24 Gutes Training – Umfeld pflegen/innovieren
2025 ff Noch offen
Golf Lernprogramm seit 2012
Die ASG hat ein Gesamtkonzept für das Kinder- und Juniorengolf lanciert. Es umfasst ein Lernprogramm mit den JUNIOR GOLF TESTS, kindergerechte Abschlagsmarkierungen Bronze, Silber und Gold, ein Lehrmittel, einen Materialbag mit Hilfsmitteln. Die ASG gibt allen J+S-Leiterinnen und J+S-Leitern das Lehrmittel kostenlos ab. Ergänzt ist das Programm mit dem Junior Golf Pass.
2013 hat die ASG einerseits eine neue Broschüre «Beste Golfeltern» publiziert und flächendeckend abgegeben und andererseits eine Praxisbeilage von mobliesport.ch mit dem Titel «Golf entdecken» realisiert.
Ausbildungsphilosophie im Schweizer Golf
Golf ist ein Spiel. Kinder und Jugendliche, Erwachsene, Seniorinnen und Senioren müssen immer wieder Spielsituationen lösen. Wir verfolgen dabei den sogenannten handlungsorientierten Ansatz. Das heisst, es geht immer wieder darum, Situationen einzuschätzen, zu entscheiden, was man machen will, dann die Bewegung zu machen, den Schlag auszuführen und zu schauen, wie das Ergebnis war, und aus dieser Analyse zu lernen für die weiteren Situationen, die man auf dem Golfplatz erlebt.
Wir haben einen sogenannten funktionalen Ansatz: Funktion, Struktur, Form. Die Bewegung ist nur dazu da, die Ideen umzusetzen. Man muss also immer zuerst wissen, was man will und was man machen will, bevor man es dann effektiv macht. Das Golfspielen lernt man am besten auf dem Golfplatz. Kinder gehören auf den Golfplatz.
Ziel ist es, dass unsere Spielerinnen und Spieler spielfähig und erfolgreich werden.
- Wir unterrichten Golf als Spiel.
- Wir orientieren uns am Wechsel von «learning» und «playing».
- Wir entwickeln das Golfspiel unserer Kinder und Jugendlichen, denn es ist evolutiv.
- Wir unterrichten Golfschläge für die Lösung bestimmter Aufgaben, das WAS vor dem WIE.
- Wir stellen sinnvolle Aufgaben, damit unsere Spielerinnen und Spieler ihre Lösungen wenn immer möglich selbst herausfinden können.
- Wir helfen korrigierend oder ergänzend dort, wo unsere Spielerinnen und Spieler nicht von alleine eine geeignete Lösung finden.
- Wir lehren die Golfschläge ganzheitlich und global.
- Wir berücksichtigen beim Unterricht die Situation.
«Ganzheitliche Ausbildung» heisst im Golf spielbezogene Ausbildung. Das Spiel bestimmt das Training und nicht umgekehrt. Im Spiel erkennen Leiterinnen die handlungsrelevanten taktischen, koordinativen/technischen, psychischen und konditionellen Kompetenzen. Sie sollen in entsprechenden Spielsituationen mit der entsprechenden Qualität trainiert werden. Unterrichtende müssen Kinder und Jugendliche immer wieder in Situationen versetzen, in welchen diese gezwungen werden, die richtige taktische Lösung zu wählen, um sie dann motorisch auszuführen. Die Stoffauswahl ist demnach besonders wichtig, denn wie «man» spielen will, so muss «man» trainieren, und wie «man» trainiert, so wird «man» spielen.
Das Engagement von Swiss Golf hilft, dass mehr Kinder und Jugendliche Golf spielen und dass anteilmässig mehr gute Juniorinnen und Junioren zu Kaderspielerinnen und Kaderspielern geformt werden können.
Gestern – heute – morgen: Zusammenarbeit ist das Geheimnis des Erfolgs