Wirtschaftslage und Zweiter Weltkrieg beeinflussen den Golfsport

Wegen den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen hatte sich die Zahl der aktiven Golferinnen und Golfer zwischen 1930 und 1939 von rund 3300 auf etwa 1500 mehr als halbiert.

Der Golf Club Bern war der letzte, der in den Dreissigerjahren in der Schweiz in Betrieb genommen wurde. 1939 gab es in der Schweiz 27 Golfanlagen, davon waren allerdings nur sieben 18-Loch-Plätze: Samedan, Montreux, Luzern, Crans-sur-Sierre, Genf, Zumikon und Thun. Letzterer wurde kurz danach für immer geschlossen.


Gründung des Europäischen Golfverbandes (EGA)

In den übrigen europäischen Ländern sah es bezüglich Clubmitglieder eher noch schlimmer aus. Umso erstaunlicher erscheint im Rückblick die Gründung des Europäischen Golfverbandes (EGA) am 20. November 1937. Die Vertreter von Deutschland, England, Österreich, Belgien, Frankreich, Holland, Ungarn, Italien, Luxemburg, der Schweiz sowie der Tschechoslowakei trafen sich in Luxemburg. Sie genehmigten die Verbandsstatuten und wählten Oberst P. C. Burton zum Präsidenten. Dänemark und Norwegen sind dem Verband noch 1938 beigetreten. Im November 1938 fand die letzte Vorkriegstagung der EGA in Luxemburg statt und der europäischen Golfpresse dieser Zeit ist zu entnehmen, dass von 1939 bis Ende des Krieges keine Aktivitäten der EGA stattgefunden haben.

Beim Kriegsausbruch erging am 2. September 1939 in der Schweiz der Generalmobilmachungsbefehl an 430’000 Männer der Kampftruppen und 200’000 Hilfsdienstpflichtige. Die Bundesversammlung wählte den Waadtländer Henri Guisan zum General der Schweizer Armee. Dieser verkündete bei seiner berühmten Rede vom 25. Juli 1940 auf dem Rüti den Rückzug in das Reduit. Das Gros der Armee sollte bei einem Angriff durch Nazi-Deutschland in den Alpenraum zurückgezogen und das Mittelland, mit dem Grossteil der Bevölkerung, nicht verteidigt werden. Der befürchtete Angriff Deutschlands fand bekannterweise nicht statt.


Die «Anbauschlacht» und die Golfplätze

Die «Anbauschlacht» und die Rationierung wichtiger Lebensmittel hatte dafür gesorgt, dass die Schweiz einigermassen verschont blieb und nicht hungern musste. Die Golfplätze erwiesen sich logischerweise als geeignete Flächen für den Kartoffelanbau. Doch nicht nur sie wurden gebraucht. Auch die Zürcher Sechseläute-Wiese wurde umgepflügt und bepflanzt. Während der Platz auf dem Luzerner Dietschiberg «völlig verstümmelt» und erst nach dem Krieg neu gebaut wurde, konnten die Genfer fast ungestört weiter Golf spielen.

Grösstes Problem für die Golfenden während des Krieges waren die rationierten Bälle, die kaum mehr importiert werden konnten. Gleichwohl wurde 1942 ein nationales Interclub-Turnier in Zürich ausgetragen. Im Siegerteam aus Genf waren unter anderem Präsident Maurice Ferrier und Sekretär Enzo Beresini am Start. Das Quartett komplettierten Jacques Ormond und Georges Payot. Anschliessend siegten die gleichen vier Spieler des Golf Club de Genève drei Mal in Serie. Der Club konnte den von der ASG gespendeten Pokal definitiv behalten.

1943 gab es laut der offiziellen Chronik des Golf Club de Genève sogar zwei internationale Matches gegen Lyon und Barcelona. Im gleichen Jahr meldete der Club, man habe noch 500 Bälle am Lager. Der Club werde den spielenden Mitgliedern im April einen und im Mai zwei Bälle verkaufen. «Das Kaufrecht kann nicht übertragen werden.»

Auch der Platz in Davos wurde von der Anbauschlacht «verschont». Der Kurverein reduzierte seinen jährlichen Unterstützungsbeitrag in Anbetracht der Krisenzeit von 1600 Franken auf zunächst 1200 Franken und später auf 500 Franken. Die Preise für das Golfspiel wurden ebenfalls gesenkt: Die Halbtageskarte für 18 Löcher von 3 auf 2 Franken und die Tagespauschale von 5 auf 4 Franken. Der Golfclub vermeldete: «Trotz Kriegswirren kann der Spielbetrieb ab August auf der ganzen Anlage in Betrieb genommen werden. Es ist ein gewisser Aufschwung zu verzeichnen und mit 18 Wettspielen werden beinahe so viele wie zu Friedenszeiten organisiert.»


Gründung der «Association Suisse des Professeurs de Golf» (heute Swiss PGA)

Ebenfalls interessant: In den unsicheren Kriegsjahren wurde am 10. Januar 1943 in Bern der Verband Schweizerischer Golflehrer («Association Suisse des Professeurs de Golf», ASPG) gegründet. Dieser neue Verband hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Golfsport zu fördern, die Interessen der professionellen Golfspieler zu unterstützen, Turniere und Begegnungen unter den Mitgliedern zu organisieren und letztere auszubilden. Die ganze Geschichte des Berufsverbandes der Teaching und Playing Pros können Sie im entsprechenden Kapitel Die Swiss PGA lesen.

Die ersten Zahlen, die von der ASG nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 veröffentlicht wurden, bezifferten sich auf 560 Mitglieder in 18 verbleibenden Clubs. Das waren also noch etwas mehr als 30 Spielerinnen und Spieler pro Anlage. Erst in den Sechzigerjahren konnte die Zahl von 3000 Golferinnen und Golfer in der Schweiz wieder erreicht werden.

Abkürzungen

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