Aufschwung in den Sechzigerjahren
Seit der Eröffnung des Golfplatzes auf der Lenzerheide vergingen elf Jahre, bis die nächsten Tourismusorte Gstaad und Interlaken ihren Gästen eine Spielmöglichkeit bieten konnten. In den Sechzigerjahren konzentrierte sich das Wachstum erstmals auf den Grossraum Zürich. Mit Hittnau, Breitenloo und Schönenberg entstanden drei sportliche Klassiker unter den Schweizer Golfplätzen. Diverse weitere Anlagen wurden in dieser Zeit von 9 auf 18 Löcher erweitert, so in Aigle bei Montreux, in Davos oder in der Nähe von Basel.
Im Gebiet von Gstaad hat Golf eine spezielle Vorgeschichte. Ab 1928 diente das Hotel Alpenruhe gleichzeitig als Clubhaus. Das französische «Le Golf» schrieb 1930: «Der Golfplatz liegt inmitten von saftigen Wiesen an den Ufern der Saane. Täglich spielen auf diesem 9-Loch-Platz rund 50 Golfer. Der Pro Harry Fullford, vorher beim Club Le Touquet tätig, kann die grosse Nachfrage nach Unterricht kaum befriedigen. Der Bau eines Platzes in Standardgrösse ist weiterhin geplant und wir hoffen, dass er sich bald verwirklichen lässt, besonders deshalb, weil sich das Tal von Saanenmöser so erstklassig für einen 18-Loch-Platz eignen würde.» Wegen des Zweiten Weltkrieges kam es nie dazu, der Platz an der Saane musste geschlossen werden.
Erst dank der Initiative der beiden Hotelbesitzer Ernst Scherz (Hotel Bellevue) und Franz Wehren (Golfhotel Les Hauts de Gstaad) kam die Tourismus-Hochburg in den Sechzigerjahren wieder zu einem Golfplatz. Im Juni 1962 wurde unter dem Namen Golfclub Gstaad-Saanenland ein neuer Verein gegründet. «Finanziert werden konnte der Platz dank der Erhöhung der Kurtaxen und der Abgabe von 10 Rappen pro Logiernacht durch die Hoteliers, was die damals beträchtliche Summe von 32‘000 Franken pro Jahr ergab», heisst es auf der Homepage des Clubs. Wie üblich startete man im Berner Oberland zunächst mit neun Spielbahnen. Fast nirgends gab später der Ausbau auf 18-Löcher mehr zu reden als in Saanenmöser bei Gstaad.
Erst im Juni 1999 konnten die zusätzlichen 9 Löcher eingeweiht werden. Der Berner Bund schrieb damals unter dem Titel «Weisse Bälle fliegen in der Moorlandschaft» unter anderem: «Die Region Gstaad-Saanenland bietet den Golfern seit gestern eine anspruchsvolle 18-Loch-Anlage in einer Moorlandschaft von nationaler Bedeutung.» Das 7-Millionen-Projekt konnte wegen der Moorschutzthematik erst nach langen Auseinandersetzungen realisiert werden. «Die einzelnen Spielbahnen sind so angelegt, dass die angrenzenden Flachmoore und Biotope geschützt werden, eine gelungene Symbiose von Natur und Sport», rühmt der Golfclub seine «in eine natürliche Parklandschaft» eingebetteten 9 neuen Löcher.
Ursprünglich sollten zwei der Spielbahnen direkt durch Flachmoore führen. Das Ziel war, landwirtschaftlich nutzbare Gebiete zu schonen. Trotz Widerstand aus Umweltkreisen gab die Berner Regierung 1991 grünes Licht für ein in Mitleidenschaft ziehen des Moorschutzes. Nach einem mühseligen Umweg über Verwaltungsgericht und Bundesgericht lenkten die Golfer ein und verlegten zwei der geplanten neuen Bahnen. Betreffend Finanzen half auch hier, neben den zusätzlichen Mitgliederbeiträgen, die öffentliche Hand mit. Der Kanton Bern und die Gemeinde Saanen bezahlten je 1,2 Millionen Franken und aus dem Sport-Toto-Fonds flossen zusätzlich 240’000 Franken in den lang ersehnten Ausbau.
Golf in Interlaken bereits ab 1904
Im nahen Interlaken begann die «Vorgeschichte» schon viel früher, endete aber auch schon im Ersten Weltkrieg. Im Jahre 1899 unterbreitete Tourismuspionier Eduard Ruchti dem Verwaltungsrat der Kurhausgesellschaft Interlaken die Anregung, «die Einführung des Golfspiels in Interlaken zu studieren». So wurde die Kurhausgesellschaft zur Initiantin des am 22. Juli 1904 eingeweihten Golfplatzes Interlaken in der Neuen Ey, im östlichen Teil des späteren Militärflugplatzes. Infolge des Ersten Weltkrieges fehlten auch hier die internationalen Gäste. Erst 50 Jahre später, ab Pfingsten 1965, konnten die Touristen und Einheimischen am heutigen Standort auf den ersten neun Löchern spielen. Die Burgergemeinde hatte den Boden direkt neben dem Naturschutzgebiet Weissenau in Unterseen verpachtet.
Der Golfplatz wurde vom deutschen Golfarchitekten Bernhard von Limburger geplant und durch Donald Harradine gebaut. Schon im Sommer 1966 standen auch die zweiten neun Löcher bereit. Der Club spricht dabei von Kosten von rund 800'000 Franken Gesamtausgaben (ohne Clubhaus). Deutlich teurer wurden später die Renaturierung der bestehenden Wasserläufe und viele weitere Platzumbauten.
Vor allem zu Beginn spielte der Tourismus die entscheidende Rolle. Das zeigte sich bei der sogenannten «Golfkommission»: «Unter der Leitung von Notar Kurt Bührer, Präsident des Verkehrsvereins Interlaken, machten da auch der Hotelierverein Interlaken mit, die Burgergemeinde Unterseen, das offizielle Kurkomitee von Interlaken und Vertreter anderer touristischer Organisationen. «Selbstverständlich gehörten dieser Kommission auch die beiden Vordenker und Initianten Dr. Doug Sauer und Eduard Krebs an», heisst es in der Clubgeschichte.
Auch in Interlaken waren in den Sechzigerjahren die Anfänge höchst bescheiden: «An der EXPO 1964 in Lausanne kauften die Initianten Eduard Krebs und Peter Kappeler, Verkehrsdirektor von Interlaken, zwei Baracken für total 50’000 Franken. Eine mit vier Duschanlagen, WC und Lavabos und eine, welche einstweilen genügend Platz bot für die Lockers, die Wägeli und den Verkauf von Golfartikeln in einem separaten Raum.» Dafür ging es laut dem Buch «Golfgeschichte Interlaken-Jungfrauregion 1900 – 2005» beim Aufbau schnell. «Am 17. Februar 1965 wurde zwecks Platzierung dieser Baracken das Gesuch um eine Baubewilligung eingereicht. Dass dieses Gesuch vom Regierungsstatthalter Fritz Balmer bereits zwei Tage später, am 19. Februar 1965, bewilligt wurde, zeugt von einer ausserordentlich guten Vorarbeit seitens der verantwortlichen Bauherren.»
Innerhalb von wenigen Jahren erweiterten neben Interlaken auch Davos, Montreux und Basel ihre Anlage von neun auf 18 Löcher. Damals sprach man von Kategorie-A-Plätzen (18 Loch) und den kleineren B-Plätzen (9 Loch).
Durchschnittliche Mitgliederzahl pro Club 1965
1965 zählte der Schweizerische Golfverband 3500 Mitglieder, die in 27 Clubs spielten, von denen knapp die Hälfte über einen 18-Loch-Platz verfügten. Die durchschnittliche Mitgliederzahl pro Club betrug 130. Allerdings waren schon damals die Unterschiede enorm. In Lausanne zum Beispiel waren es über 500 Mitglieder. 1963 beschloss deshalb der Vorstand, dass die Anzahl der Neuaufnahmen diejenige der Rücktritte um nicht mehr als fünf Mitgliedschaften überschreiten durfte. Vier Jahre später hiess es, man wolle nur noch so viele Mitglieder aufnehmen, wie jährlich ausschieden.
Die Situation rund um Zürich
Neben der Erhöhung der Spielmöglichkeiten in den Tourismusorten folgte in den Sechzigerjahren (endlich) auch die Realisierung der ersten Golfplatzprojekte rund um die Metropole Zürich. Hier war die Nachfrage nach Spielmöglichkeiten für die Golferinnen und Golfer eindeutig am grössten.
In Hittnau ist der Platz in erster Linie der Initiative von Heinrich «Heiri» Angst zu verdanken. Heinrich Angst war in seinen jungen Jahren ein erfolgreicher Sportler mit mehr als 100 Kränzen im Schwingen, einem Weltmeistertitel im Zweier Bob und einem Olympiasieg im Vierer Bob sowie mit Erfolgen im Reitsport. 1963 entdeckte er in seinen Ferien das Golfspiel und war sofort fasziniert. Der Inhaber einer Grossmetzgerei bewarb sich bei zwei Clubs, wurde aber von keinem aufgenommen. «Da hat er kurzerhand einen eigenen Club gegründet», sagte der spätere Clubpräsident Fritz Neuer der Regionalzeitung «Zürcher Unterländer» anlässlich des 50 Jahre-Jubiläums des von Heinrich Angst gegründeten Clubs im Jahr 2014.
Die offizielle Gründung des Golf & Country Club Hittnau erfolgte am 8. Juni 1964. Noch im gleichen Sommer feierte Hittnau den Spatenstich der vom Golfplatzarchitekten Bernhard von Limburger konzipierten ersten neun Löcher. Schon ab August 1965 konnte auf den ersten 9 Löchern im Zürcher Oberland gespielt werden. In Etappen kamen weitere Löcher dazu, bis ab Herbst 1971 alle 18 Löcher bereit waren. 30 Jahre später erarbeiteten Spezialisten eine erste Studie für einen Gesamtumbau. Bereits damals war es ein klares Ziel, die Platzbewässerung in Zukunft mit eigenem Wasser sicherstellen zu können. Bis zum Umbau der ersten 9 Löcher dauerte es nochmals einige Jahre. Dies nicht zuletzt, weil dafür zusätzliches Land gepachtet werden musste. Zudem verschärften sich die behördlichen Anforderungen massiv, vor allem seitens des Umweltschutzes. So konnte die Neugestaltung der ersten 9 Löcher sowie der Spielbahnen 10 und 18 erst ab 2015 in Angriff genommen werden. Im Juni 2017 erfolgte die offizielle Einweihung sämtlicher neuen Löcher.
Oberhalb von Bassersdorf, im Zürcher Unterland, wird seit Juni 1966 intensiv Golf gespielt. Der Club in der Nähe des Flughafens ist bekannt als Golf Club Breitenloo. Der golfbegeisterte Jack Biller war schon viele Jahre zuvor der Meinung, es brauche neben Zumikon und Zürich-Dolder eine weitere Golfanlage in der Region. Auf seiner Suche nach geeignetem Land sprach Jack Biller bei den vier Bauernfamilien des Weilers Breitenloo (Teil der Gemeinde Nürensdorf) vor. Dort sei er anfänglich nicht freundlich empfangen worden, heisst es. Legenden erzählen, dass Jack Biller einmal sogar mit der Heugabel vertrieben worden sei. Doch er muss ein zäher und geschickter Verhandler gewesen sein. An Heiligabend 1963 verfügte er über die ersten beiden unterschriebenen Kaufverträge. Ein paar Monate später waren die Kauf- und Tauschverträge für den Bau der gesamten ersten Etappe, das heisst eines 9-Loch-Platzes, beurkundet. Mit einem Startkapital von 300’000 Franken wurde die Breitenloo Land AG gegründet. Dank weiterer Zukäufe war die Aktiengesellschaft schon früh Besitzerin einer rund 500’000 Quadratmeter grossen Landfläche, von der der Golfplatz rund vier Fünftel beansprucht.
Die Golfplatzarchitekten Frank Pennink und Don Harradine waren verantwortlich für den Bau dieser 9 Löcher. Die Mitglieder halfen in aufwändiger Fronarbeit mit, die geplanten Spielbahnen von Steinen zu befreien. Am 18. Juni 1966 übergab Jack Biller, Präsident der Breitenloo Land AG, die neue 9-Loch-Anlage dem ersten Präsidenten des Golfclub Breitenloo, Dr. Peter Prager.
Jack Biller wollte von Anfang an über einen «A-Platz» mit 18 Spielbahnen verfügen. Das dafür benötigte Land, das zu einem grossen Teil einem Gärtnereibetrieb gehörte, konnte vorerst gepachtet und später erworben werden. Schon am 25. Juni 1971 wurden die zweiten neun Löcher offiziell eingeweiht.
Auf der linken Seite des Zürichsees waren es vor allem Marthe und Jakob Bär, welche sich für einen zusätzlichen Golfplatz stark machten. Sie fanden das passende Gelände auf dem Gebiet der Gemeinden Schönenberg und Hirzel. Der erste Landkauf kam erst 1961, zehn Jahre nachdem die Idee geboren war, zustande, Es handelte sich um den Besitz des Landwirts Ernst Bachmann, der eine Scheune und rund 10 Hektar umfasste. Die Scheune wurde später in ein Clubhaus umgebaut. 1964 entstand ein Initiativkomitee «Pro Golfplatz» und am 4. Dezember 1965 wurde der Golf & Country Club Schönenberg, bereits mit 100 Mitgliedern, offiziell gegründet. Zum Bau des Golfplatzes fehlte allerdings das Kapital. «Ein Versuch, das nötige Geld von Clubmitgliedern zu erhalten, schlug fehl. Das Risiko war damals zu gross», hiess es im Rückblick zum 25. Geburtstag des Clubs. Schliesslich war der Hotelier Emil Eichenberger, Besitzer des Meierhofs in Horgen, bereit, Marthe Bär als Partner mit Rat, Tat und Geld zu unterstützen. «Ohne Marthe Bär und Emil Eichenberger gäbe es heute keinen Golfplatz Schönenberg», heisst es in der Broschüre des Clubs.
Neben Donald Harradine wurde auch der amerikanische Golfarchitekt Edmund B. Ault hinzu gezogen. Baubeginn der ersten Hälfte des Golfplatzes war Mai 1966. Im Frühjahr 1967 konnten die ersten 9 Löcher, und weitere zwei Jahre später, die gesamte 18-Loch-Anlage bespielt werden. Der Golf & Country Club Schönenberg trat als «A-Platz» 1969 der damaligen ASG bei.
Der Parcours stellt für alle Spielkategorien eine echte Herausforderung dar. Von den Champion Tees zählt Schönenberg zu den schwierigsten Meisterschaftsplätzen in der Schweiz. In Schönenberg musste man dem Naturschutz besondere Beachtung schenken. Ein grosser Teil der wunderschönen Moränenlandschaft mit ihren von der letzten Eiszeit herrührenden Hügeln («Drumlins») sowie die dazwischenliegenden Riedflächen blieben in ihrer Ursprünglichkeit erhalten. Sie wurden in das Bundesinventar für schützenswerte Landschaften und Kulturgüter aufgenommen.
Ein halber Titleist Ball
Ende 1969 vermeldete Verbandspräsident Pierre Turrettini in seinem Jahresbericht 4689 Aktivmitglieder in insgesamt 28 Clubs. Das sind durchschnittlich immer noch weniger als 170 Spielerinnen und Spieler pro Club. Trotz dieses niedrigen Mitgliederbestandes seien selbst die Clubs mit einer 18-Loch-Anlage nicht imstande, neue Mitglieder aufzunehmen, hiess es damals. Dies sei wohl auch der Grund für den kleinsten jährlichen gesamtschweizerischen Zuwachs von 129 Mitgliedern seit 1955. Im Jahr 1968 gab es noch ein Plus von 330 Spielerinnen und Spielern im Verband. Dieser schrieb zum zweiten Mal in Folge einen Verlust und erhöhte deshalb den Mitgliederbeitrag um 3 Franken. Das entspreche einem halben Titleist Ball, schrieb Präsident Turrettini in Klammern in seinem Jahresbericht.
Anders war die Situation im Profigolf. Im gleichen Jahr 1969 beschloss die ASG-Sportkommission übrigens, für die Swiss Open in Crans-Montana ein Qualifikations-Turnier einzuführen. Angesichts der grossen Zahl angemeldeter Spieler könne man das Turnier sonst nicht durchführen, hiess es zur Begründung.