Swiss Golf & Nachhaltigkeit
Jan A. M. Driessens in Zusammenarbeit
mit Mirjam Fassold und Alicia Moulin
Nachhaltigkeit ist seit jeher Teil des Golfsports, sie ist Teil der DNA erfolgreicher Golfclubs, welche auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie, Soziales – aufgebaut sind. Neu ist, dass Nachhaltigkeit thematisiert wird; seit knapp zehn Jahren ist dieses Schlagwort in aller Munde. Swiss Golf hat früh begonnen die nachhaltigen Aspekte des Golfsports zu stärken und zu fördern und ab 2018 die Weichen gestellt. Golf ist im Schweizer Sport ein Vorreiter im Bereich Nachhaltigkeit.
Auf Initiative des damaligen Vorstands hat Swiss Golf 2018/2019 einen Kulturwandel eingeleitet. Die heutige Philosophie – und gleichzeitig auch die aktuell wichtigste Herausforderung – des Verbandes lautet: «Wer anderen Gutes tut, dem geht es auch selbst gut; wer anderen hilft, dem wird ebenfalls geholfen.»
Als Leitfaden für den Nachhaltigkeitsprozess dient Swiss Golf der «Brundtland Bericht» von 1987. Zitat aus dem Brundtland Bericht: «Nachhaltig ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.»
So einfach dieser Satz 1987 formuliert wurde, so weitreichend sind die Folgen, wenn man diesen Ansatz wählt und umsetzen will beziehungsweise auch umsetzt.
Im Jahr 2018 war der Begriff «Nachhaltigkeit» noch nicht in aller Munde, «Nachhaltigkeit» eher als ein «Zeichen der Zeit» gesehen, etwas, bei dem man mitmachen und sich engagieren sollte. Auch der Vorstand wusste 2018 auch noch nicht genau, wie Swiss Golf Nachhaltigkeit umsetzen und in der Verbandsstrategie verankern sollte. Dennoch wurde «Nachhaltigkeit» als anspruchsvolles und wegweisendes Anliegen für die Zukunft erkannt, das in die Verbandsstrategie integriert werden sollte.
Die Sportart Golf ist geradezu prädestiniert, Nachhaltigkeit zu fördern und zu fordern. Warum? Golf ist sehr eng mit der Natur verbunden. Biodiversität und Naturschutz in all seinen Formen ist ein Auftrag an die Golfbranche. Ziel ist der Schutz sämtlicher Ressourcen; im Golfbereich sind dies vor allem Wasser, Energie, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Menschen, Maschinen und Pflege, Aus- und Weiterbildung, Gesundheit, Ethik und vieles mehr.
2019 stand für den Verband im Zeichen der Schaffung einer neuen Struktur für Swiss Golf, die Nachfolgeorganisation der ASG (Association Suisse de Golf), in welche auch die Public Golf Organisationen ASGI und MigrosGolfcard integriert werden konnten. Die Generalversammlung der ASG stimmte dem Zusammenschluss und der Umbenennung des Verbands in Swiss Golf mit grosser Mehrheit zu. Was hat dies mit Nachhaltigkeit zu tun? Ganz klar: Dieser Entscheid zur Neustrukturierung des Verbandes hatte weitreichende und grosse Bedeutung für den Golfsport und die gesamte Golfbranche in der Schweiz. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökonomie (Wirtschaft & Finanzen), Ökologie (Umwelt & Umweltbewusstsein), Gesellschaft (Soziale Leistung, Diversität & Integration) mussten neu gedacht und umgesetzt werden. Im gleichen Jahr wurde auch die Neuausrichtung der Geschäftsstelle geprüft und 2020 umgesetzt – inklusive der Erarbeitung des «Handbuch Swiss Golf» und der Integration einer Governancestruktur.
Die Strategie 2020-2024
Doch nun brauchte es einen Plan und eine Strategie für den Bereich Nachhaltigkeit. Denn Nachhaltigkeit war Teil der neu definierten «Swiss Golf Strategie 2020 – 2024»! Es war ein langer Weg, alle Stakeholder der Golfbranche an Bord zu holen, nicht zuletzt auch die Golferinnen und Golfer selbst, die ein Nachhaltigkeitsbewusstsein entwickeln und umsetzen sollten. Um die Golferinnen und Golfer zu erreichen, braucht es das Mitdenken und Mithandeln der Clubs. Diese sind die Basis von Swiss Golf, denn die Golferinnen und Golfer sichern mit ihren Lizenzbeiträgen das wirtschaftliche Überleben des Verbands.
2018 wurde innerhalb des Verbands eine Kommission Nachhaltigkeit gegründet, die sich aus Fachleuten der Wirtschaft (Clubmanager), der Golfplatzpflege (Greenkeeper), Golfplatzarchitekten und Vertretern anderer Branchen zusammensetzte. Sie alle verfügten über besondere Kompetenzen und Kenntnisse im Bereich der Nachhaltigkeit. Die Kommission wird seit Beginn von einem Mitglied des Vorstands von Swiss Golf präsidiert; dadurch ist sichergestellt, dass Pläne und Budgets für Nachhaltigkeitsprojekte breit abgestützt und in der Verbandsstrategie verankert sind. (Erster Präsident der Kommission Nachhaltigkeit war René Misteli; 2019 hat Jan A. M. Driessens die Nachhaltigkeitsagenden im Swiss Golf-Vorstand übernommen und diese 2022 an Etienne Marclay weitergegeben.)
Die Kommission hatte sich viel vorgenommen und als erstes Projekt die Ausarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie für den Verband in Angriff genommen. Fast zeitgleich startete The R&A eine Initiative zur Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie für die gesamte (europäische) Golfbranche; diese sollte in denjenigen Ländern umgesetzt werden, in denen der Golfsport eine gewisse Grösse und Bedeutung hat. Alle nationalen Golfverbände, die der R&A angeschlossen sind und von dieser einen finanziellen Beitrag erhalten, sollten einen Plan «Golf Course 2030» ausarbeiten; dieser Plan ist mit einer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie gleichzusetzen. Die Kommission Nachhaltigkeit von Swiss Golf ist dem Wunsch der R&A nachgekommen und hat den eigenen Nachhaltigkeitsplan den Vorgaben der R&A entsprechend angepasst, wobei es vor allem um die Gliederung der einzelnen Kapitel ging, weniger um den Inhalt. Deshalb trägt die Nachhaltigkeitsstrategie von Swiss Golf heute den Titel «Golf Course 2030 Switzerland».
«Committed to Green»
Bereits in den 1990-er Jahren forderten führende Vertreter des World Wildlife Fund (WWF) die Golfbranche auf, mehr in den Bereich Nachhaltigkeit zu investieren. Beim Jahrestreffen des Europäischen Golfverbands EGA im November 2016 in Barcelona hat Richard Holland, damals Director of Market Transformation beim WWF, diese Aufforderung erneuert und bekräftigt und die europäischen Golfverbände erneut dazu aufgerufen, sich stärker für Nachhaltigkeit zu engagieren.
1997 hatte die EGA das Programm «Committed to Green» entwickelt. Dabei handelte es sich um ein vereinfachtes Umweltmanagementsystem mit speziell auf Golfanlagen zugeschnittenen Kriterien. Das Programm war dreistufig: Die erste Stufe verpflichtete zu Massnahmen im Umweltschutz, die zweite Stufe verlangte die Einführung des Umweltmanagementsystems und die dritte Stufe beinhaltete eine unabhängige Prüfung. Mittlerweile existiert «Committed to Green» in dieser Form nicht mehr, die EGA ist dafür Partner der GEO Foundation geworden.
Die frühen Bestrebungen der EGA und des WWF haben unter anderem zur Entwicklung einer Art «Nachhaltigkeits-Audit» geführt. Dieses Audit trägt den Namen «Sustainable Golf» (www.sustainable.golf) und wird von der 2007 gegründeten GEO (Golf Environment Organisation) Foundation verantwortet. Richard Holland, wie erwähnt ein ehemaliger Repräsentant des WWF Global, ist heute Mitglied im Advisory Board der GEO. Seit 2007 werden Golfanlagen und Golfclubs auditiert und je nach Ergebnis der unabhängigen Auditoren mit dem Zertifikat «GEO certified®» ausgezeichnet. Leider ist diese Auditierung eher qualitativ; quantitativ ist sie nicht ausreichend und (noch) zu wenig überzeugend.
Erste Zertifizierungen
Der WWF (als NGO) hat in vielen Ländern vehemente und eindrucksvolle Kampagnen gegen den Golfsport bzw. den Bau neuer Golfanlagen geführt. Die Hauptargumente des WWF waren immer die gleichen: Zerstörung der Natur (Abholzung von Bäumen) und Verbrauch (Verschwendung) von (Trink-)Wasser – Golfanlagen beanspruchen viel Platz, der von einem relativ kleinen Publikum genutzt wird.
Der Golfboom und damit der Bau neuer Golfanlagen erfasste Europa in den 1980er- und 1990er-Jahren. Damals hatten die Golfclubs lange Wartelisten. Mit dem Bau neuer Golfplätze wollte man Abhilfe schaffen und mehr Menschen den Zugang zum aktiven Golfsport ermöglichen. Doch auch in der Schweiz wurde es bald schwieriger, Baubewilligungen für neue Golfplätze zu erhalten. Die Behörden verlangten eine Umweltverträglichkeitsprüfung.
Das Golfarchitekturbüro Steiner & Partner in Thun war bereits Anfang der 2000er Jahre mit der Erstellung solcher Umweltberichte befasst und als Schweizer Partner der GEO Foundation in die GEO-Zertifizierung von Golfanlagen involviert. Die Schweiz gehörte bei der GEO-Zertifizierung zu den Vorreitern: 2009 wurde mit dem Golfpark Nuolen (heute: Golfpark Zürichsee) die erste Schweizer Golfanlage zertifiziert – der Golfpark gehörte zu den ersten zehn zertifizierten Golfanlagen weltweit. 2010 folgte mit dem Golf Club Klosters die zweite Golfanlage in der Schweiz. Auch der Golf Club du Domaine Impérial (2016) und der Golf Club de Lausanne (2018) erhielten die GEO-Zertifizierung, noch bevor Swiss Golf eine nationale Nachhaltigkeitsstrategie präsentierte.
Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Verbandes hat Swiss Golf 2019 einen neuen, sehr detaillierten Vertrag mit der GEO Foundation ausgehandelt. In kurzer Zeit hat der Verband Pläne und Richtlinien entwickelt, um Greenwashing nachweislich zu verhindern. Zudem wurde für die Golfbranche eine Methode erarbeitet, um die nachhaltige Entwicklung von Golfanlagen und Clubs transparent und messbar zu machen.
Die Kommission verabschiedete einige wegweisende Ansatzpunkte: Transparenz, Messbarkeit, (erreichbare) Ziele, ein Netzwerk von Partnern, Involvierung von Clubs und Golfanlagen. Vorbild dafür war die RADAR-Logic (Results, Approach, Deployment, Assessment and Refinement), die Philosophie der EFQM (European Foundation for Quality Management), die einen wiederkehrenden Kreislauf darstellt: Plan – Do – Check – Act!
Die Umsetzung
Die Nachhaltigkeitsziele von Swiss Golf sind im Strategiepapier «Golf Course 2030 Switzerland» festgeschrieben. Dieses Strategiepapier wurde vom Vorstand von Swiss Golf an seiner Herbstsitzung 2020 genehmigt und verabschiedet.
Die drei strategischen Hauptziele sind:
- Bis 2027 sollen alle Golfanlagen in der Schweiz entweder GEO certified® sein, sich auf dem Weg zur Zertifizierung befinden oder einen dokumentierten Strategieplan zur Umsetzung der Nachhaltigkeit vorweisen können.
- Alle Schweizer Golfanlagen sollen bis 2030 pestizidfrei gepflegt werden.
- Der Golfsport in der Schweiz soll bis 2035 klimaneutral sein.
Umfassende Studie zu Ökobilanz und Wirtschaftlichkeit
Auf Initiative von Swiss Golf führte die Umtec Technologies AG im Jahr 2021 eine umfassende Studie durch. In einem ersten Schritt wurde eine Ökobilanz (Life Cycle Assessment; kurz LCA) von Golfanlagen erstellt, um messbare und identifizierbare Zielgrössen zu erhalten. Anschliessend wurde ein Aktionsplan für Golfanlagen erstellt, um den Golfsport nachhaltig zu entwickeln.
In die erste Phase der Studie wurden zwei GEO-zertifizierte Anlagen einbezogen; kurze Zeit später konnten vier weitere GEO-zertifizierte Anlagen in die Studie integriert werden. Diese Erweiterung der Studie auf insgesamt sechs Anlagen war aus verschiedenen Gründen wertvoll und wichtig: So konnten im Rahmen der Studie Daten aus verschiedenen geografischen Regionen der Schweiz gesammelt werden. Insgesamt repräsentieren die in der Studie untersuchten Anlagen rund zehn Prozent der gesamten Golffläche der Schweiz und spiegeln zudem sehr unterschiedliche Rahmenbedingungen (Wetter, Höhenlage, Bodenbeschaffenheit, Biodiversität, Infrastruktur) wider.
In der Ökobilanzstudie werden folgende Fakten festgehalten:
- die negativen Aspekte des Golfsports auf die Umwelt, das heisst seine belastende Wirkung (negativer «Fussabdruck», «ecological footprint»)
- und die positiven Aspekte des Golfsports auf die Umwelt, also seine entlastende Wirkung (positiver «Handabdruck», «ecological handprint»).
Das Delta zwischen Belastung und Entlastung wird als Wirkungsgrad bezeichnet. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte Golf nicht nur unter ökologischen, sondern auch unter ökonomischen und sozialen Gesichtspunkten betrachtet und bewertet werden.
Diese Erkenntnisse und die Notwendigkeit einer LCA haben ihren Ursprung in der Verpackungsindustrie, in welcher häufig Ökobilanzen erstellt werden. Swiss Golf wählte die Umtec Technologies AG als Partner für diese Studie, unter anderem weil das Unternehmen über grosse Erfahrung in diesem Bereich in anderen Industriezweigen verfügt und die Umtec-Studien vom BAFU (Bundesamt für Umwelt) anerkannt sind. Zusätzlich zur Studie wurde ein unabhängiges Peer Review durch Carbotech durchgeführt.
Für die Ökobilanzanalyse des Schweizer Golfsports hat Umtec das sogenannte Umweltbelastungspunkte-System (UBP) des BAFU verwendet. Damit konnte Swiss Golf die Transparenz und Messbarkeit sicherstellen. In weiterer Folge konnten Pläne erarbeitet werden, sich in sämtlichen Bereichen zu verbessern – immer mit dem Ziel vor Augen, den Golfsport in der Schweiz bis 2035 klimaneutral zu gestalten bzw. die dafür notwendigen Investitionen zu berechnen und aufzuzeigen. Finanzielle Investitionen können 1:1 ins UBPs umgerechnet werden – 2500 UBPs entsprechen einem Schweizer Franken; in UBPs ist auch der ökologische Nutzen einer Massnahme messbar. Wirtschaftliche (finanzielle) und ökologische Ziele sind somit eng miteinander verknüpft.
Bei solchen Studien ist es sehr wichtig, die Systemgrenzen zu definieren. Um Kritik (unter anderem von NGOs) vorzubeugen, wurde in der Ökobilanzanalyse von Swiss Golf die Mobilität der Golfer (konkret: deren Anfahrt zu den Golfanlagen) berücksichtigt.
Die Biodiversität konnte zum Zeitpunkt der Ökobilanzstudie leider nur qualitativ, nicht aber quantitativ erfasst werden; sämtliche verfügbaren Daten von Biodiversitätsstudien der ETH Zürich und des WWF Global (Nyon) wurden für die Studie berücksichtigt. Die Aussage zu Golf und Biodiversität ist eindeutig: Wo der Mensch eingreift, nimmt die Biodiversität ab; Golf kann aber dazu beitragen, die Biodiversität weiter zu schützen.
2022 startete Swiss Golf ein Projekt, um die quantitative Entwicklung der Biodiversität zu messen. Dafür wurde gemeinsam mit der Schweizerischen Vogelwarte Sempach ein Punktesystem entwickelt. Diese Methode ermöglicht die Kartierung und Quantifizierung der verschiedenen Lebensräume mit Hilfe aktueller Luftbilder, jedoch ohne Feldbegehungen. Die ermittelte Punktzahl gibt Aufschluss über den Ist-Zustand der Biodiversität und die ökologischen Stärken und Schwächen der vermessenen Fläche. So zeigte sich, dass ein Golfplatz im Durchschnitt zu 20 Prozent aus naturnahen Lebensräumen besteht, wovon ein Viertel ökologisch besonders wertvoll ist; bisher wurden 23 Schweizer Golfplätze kartiert. Im Anschluss an die Kartierung werden in einem Bericht Empfehlungen und Massnahmen zur Verbesserung der Biodiversität vorgeschlagen. Mit der Umsetzung dieser Massnahmen kann eine Golfanlage weitere Biodiversitätspunkte gewinnen.
Ein weiteres, eher soziales Thema, ist die Messbarkeit der Gesundheit der Golfer. Fakt ist: Der Golfsport hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit (Stichworte: Bewegung, Aktivierung sämtlicher Muskelgruppen, frische Luft). Die Corona-Pandemie hat dazu beigetragen, den Golfsport bei einem breiteren Publikum populär zu machen – man ist in der Natur, kann beim Golfspiel Abstand halten und tut trotzdem etwas Gutes für die Gesundheit.
Partnerschaften
Seit 2020 wurden verschiedene Partnerschaften zur Förderung der Nachhaltigkeit eingegangen. Eine aktuelle Liste der bestehenden Partnerschaften findet sich auf der Website von Swiss Golf. An dieser Stelle wird deshalb nur ein Auszug wichtiger Partner (per Stichtag 16.10.2024) aufgeführt:
- IUCN und Sport for Nature Framework: Swiss Golf, die International Golf Federation (IGF) und die Fédération Française de Golf (ffgolf) haben anlässlich der Olympischen Spiele 2024 in Paris das Rahmenabkommen «Sports for Nature» unterzeichnet; dieses ist eine Initiative der IUCN (International Union for Conservation of Nature). Ziel ist es, den Sport für den Naturschutz zu mobilisieren. Swiss Golf hat die vier Prinzipien (Natur schützen, Ökosysteme wiederherstellen, Risiken in Lieferketten reduzieren, positive Massnahmen fördern) bereits vor der Unterzeichnung des Abkommens umgesetzt. Die Vereinbarung schafft Zugang zu neuen Biodiversitätsnetzwerken.
- Biodiversität. Jetzt!: Mit dem Verein «Biodiversität. Jetzt!» wurde eine Partnerschaft geschlossen, um die Ziele der Bewusstseinsbildung zu erreichen.
- Swiss Recycle: Unser Partner für die Sammlung und Wiederverwertung aller Materialien – Altkleider, Batterien (Lithium-Batterien), Verpackung (PET, Alu-Dosen), Holz – sowie für die Vermeidung von Food Waste (Fermentation). Swiss Golf ist somit auch Partner der Vereinigung Kreislaufwirtschaft Schweiz.
- Pro Natura: Naturschutzprojekte. Die Golffläche in der Schweiz umfasst ca. 42 km2 (4200 Hektaren) und ist damit für den Schutz der Biodiversität von grosser Bedeutung. Eine Golfanlage erstreckt sich im Schnitt über 50 bis 60 Hektaren. Ein Drittel davon ist naturnah, wird nicht für den Golfsport genutzt und sehr nachhaltig gepflegt, ein Drittel sind Zonen mit geringer Pflege und nur ein Drittel wird tatsächlich für den Golfsport genutzt und intensiv, aber nachhaltig gepflegt. Das naturnahe Drittel ist für Pro Natura von besonderem Interesse, weil in diesen Bereichen auch bedrohte Tier- und Pflanzenarten sehr gut geschützt überleben oder sich wieder angesiedelt und entwickeln können. Immer mehr Golfanlagen schaffen Ökozonen, die von den Spielerinnen und Spielern nicht betreten werden dürfen; diese Ökoflächen werden nur zurückhaltend gepflegt, das heisst nur zweimal pro Jahr gemäht. Der Ertrag dieser Flächen kann als Tierfutter («Bioheu») an lokale Landwirte abgegeben werden.
- Pro Specie Rara (Schweizerische Stiftung für den Erhalt kulturhistorisch wertvoller Pflanzen- und Tierarten): Schutz und Wiederanpflanzung aller alten Sorten (unter anderem Obstbäume) auf Schweizer Golfanlagen.
- IP-Suisse: Zusammenarbeit mit der Vogelwarte Sempach und IP-Suisse zur Einführung eines erprobten Punktesystems, mit dem Fortschritte gemessen und die Biodiversität quantitativ erfasst werden kann.
- Vogelwarte Sempach: Vogelschutz und Zusammenarbeit bei der Wiederansiedelung bestimmter Vogelarten in der Schweiz. Mit einem Punktesystem wird die Biodiversität im Bereich der Ornithologie messbar gemacht.
- Bildungszentrum Jardin Suisse: Entwicklung von Aus- und Weiterbildungskonzepten für Greenkeeper bzw. Zertifizierung der Aus- und Weiterbildung von Greenkeepern gemäss den gesetzlichen Vorgaben.
- Schweiz Tourismus: GEO-zertifizierte Golfanlagen dürfen das Swisstainable-Logo führen.
- FDDM – Pusch: Organisation eines gemeinsamen Workshops mit der Fondation pour le développement durable des régions de montagne (FDDM), dem Praktischen Umweltschutz Schweiz (Pusch), Swiss Golf und Vertretern der SGA (Swiss Greenkeepers Association), an dem verschiedene Nachhaltigkeitsthemen erörtert und Lösungen erarbeitet werden.
- SGA (Swiss Greenkeepers Association): Diese Partnerschaft ist eminent wichtig, um alle Ziele des Strategiepapiers «Golf Course 2030 Switzerland» zu erreichen. Es sind die Greenkeeper, die unsere Golfplätze pflegen – sie sind wichtige Protagonisten, wenn es um den Schutz der Biodiversität geht.
- Steiner & Partner: Dieses Golfplatz-Architekturbüro fungiert als Bindeglied zu internationalen Verbänden – dem europäischen Greenkeeper Verband FEGGA (Federation of European Golf Greenkeepers Associations) und dem EIGCA (European Institute of Golf Course Architects); gleichzeitig ist Steiner & Partner unser Partner für die digitale Vermessung von Golfanlagen (Messbarkeit der Biodiversität, Digital Mapping).
- GEO Foundation: Gemeinsam wollen wir das Sustainability Audit-Modell weiterentwickeln, um in Zukunft mehr quantitative Zahlen und Benchmarks zu erhalten.
- The R&A: Neue Initiativen zu Entwicklungen rund um das Thema Nachhaltigkeit & Golf. The R&A unterstützt sämtliche Forschungsprojekte im Golfbereich finanziell.
- EGA: Europaweit werden immer mehr Nachhaltigkeitsprojekte in Angriff genommen. Stellvertretend seien hier genannt:
- Die Scandinavian Turfgrass and Environment Research Foundation (STERF) ist massgeblich an der Forschung und Entwicklung neuer Gräsersorten beteiligt; dabei geht es unter anderem um die Züchtung von Gräsern, die mit veränderten Boden- und Klimabedingungen zurechtkommen.
- Die Golfverbände von Deutschland (DGV in St. Leon-Rot), Frankreich (ffGolf; Nationalmuseum für Naturgeschichte: Biodiversität) und Belgien-Wallonien (AFGolf; pflanzenschutzmittefreie Pflege von Golfanlagen) treiben Nachhaltigkeitsprojekte aktiv voran.
- Die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Geschäftsstelle von Swiss Golf arbeitet seit 2024 in einem Teilzeitpensum auch für die EGA, um Nachhaltigkeitsprojekte in allen Mitgliedsländern zu initiieren.
- Die Scandinavian Turfgrass and Environment Research Foundation (STERF) ist massgeblich an der Forschung und Entwicklung neuer Gräsersorten beteiligt; dabei geht es unter anderem um die Züchtung von Gräsern, die mit veränderten Boden- und Klimabedingungen zurechtkommen.
- Bundesamt für Energie: Swiss Golf ist eine Partnerschaft mit dem Bundesamt für Energie eingegangen; dank dem PEIK-Programm von Energie Schweiz kann Swiss Golf seinen Mitgliedern (Clubs, Golfplatzbetreiber) detaillierte Energie-Audits inklusive Massnahmenpläne anbieten. Nach einer Pilotphase haben inzwischen 20 Schweizer Golfanlagen das (subventionierte) Angebot angenommen und sich einem Energie-Audit unterzogen. Über den Klimafonds wird dieses Angebot auch von Swiss Olympic unterstützt.
Budget und Personelle Besetzung
Zu Beginn der Nachhaltigkeitsinitiative waren es vor allem die Mitglieder der Kommission Nachhaltigkeit, die (ehrenamtlich und unentgeltlich) Projekte unterstützten und förderten – und damit erst ermöglichten. Im Jahr 2021 wurde in der Geschäftsstelle eine neue Stelle geschaffen und ein «Manager Nachhaltigkeit» eingestellt.
Dieser Stelle – und der Stelleninhaberin Alicia Moulin – ist es zu verdanken, dass viele Nachhaltigkeitsprojekte sehr erfolgreich vorangetrieben werden konnten. Unter anderem wurden drei weitere Arbeitsgruppen ins Leben gerufen:
- 2021 die Arbeitsgruppe für Nachhaltiges Rasenmanagement mit den Schwerpunkten Pflanzenschutzmittel und Kommunikation
- 2023 die Arbeitsgruppe für Biodiversität
- 2024 die Arbeitsgruppe Wasser. Wasser ist und bleibt die Achillesferse der Golfbranche (weltweit).
2018 betrug das Budget für Nachhaltigkeit CHF 50‘000 (weniger als ein Prozent des Gesamtbudgets von Swiss Golf bzw. der ASG). 2024 liegt das Budget bei CHF 500‘000; Nachhaltigkeit macht also rund fünf Prozent des Gesamtbudgets des Verbands aus. Auch diese Zahlen machen deutlich, dass die Bedeutung des Bereichs Nachhaltigkeit in der Golfbranche nicht unterschätzt werden darf.
"Do not go where the path may lead,
go instead where there is no path
and leave a trail!"
Weitere Themen, Erfolge, Errungenschaften… und die Zukunft: Swiss Golf und Nachhaltigkeit
Im Frühling 2023 wurden in der Westschweiz sechs Golfanlagen durch Klimaaktivisten stark beschädigt, deren Ziel vermutlich in erster Linie die Sachbeschädigung oder Zerstörung der Golfinfrastruktur war. Aufgrund der zahlreichen bereits umgesetzten Projekte und der in den letzten Jahren durchgeführten Studien verfügte Swiss Golf zu jenem Zeitpunkt bereits über viel Zahlenmaterial und zahlreiche Fakten im Bereich der Nachhaltigkeit. Dies kam dem Verband – und damit der gesamten Golfbranche – in der Diskussion rund um die Vandalenakte im Frühling 2023 zugute. Die NGOs und das BAFU standen damals (wie heute) an der Seite von Swiss Golf; die Argumente für die Nachhaltigkeit des Golfsports konnten erfolgreich kommuniziert werden.
2022 wurde die Umtec-Studie vervollständigt und um die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (United Nations Sustainable Development Goals – UN-SDGs) ergänzt; bei 14 der 17 SDGs ist die Golfbranche in der Umsetzung erfolgreich und nimmt dabei auch eine wichtige Position ein.
Ebenfalls 2022 führte die Universität Bern unter der Leitung von Prof. Dr. André Bühler und Prof. Dr. Gerd Nufer eine Studie zum Nachhaltigkeitsmanagement in Sport und Kultur durch. Swiss Golf wurde (als einzige Sportorganisation) als ein Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeit hervorgehoben. In dem auf dieser Studie basierenden Buch «Nachhaltigkeitsmanagement in Sport und Kultur: Grundlagen – Anwendungen – Praxisbeispiele» wird Swiss Golf ebenfalls als Vorbild dargestellt.
Die EU hat kürzlich eine neue Verordnung zur Nachhaltigkeit («Green Deal») verabschiedet, die sogenannte EU-Taxonomy; sie dient als Klassifizierungssystem für nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten, angewandt innerhalb des CSRD- und SFDR-Rahmens. (CSRD zielt darauf ab, die Qualität und den Umfang der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu verbessern; SFDR konzentriert sich auf die Verbesserung der Transparenz bei ESG-Offenlegungen – sprich von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten – und nachhaltigen Investitionspraktiken.)
Für Swiss Golf ist in diesem Zusammenhang die «Dual-Materiality» wichtig. Dabei geht es darum, zu erkennen, welche externen Einflüsse auf die Golfbranche (bzw. auf Swiss Golf und seine Mitglieder) einwirken können, bzw. sich auf solche Einflüsse und Auswirkungen vorzubereiten und entsprechend zu investieren. Dabei kommt sowohl das «Outside-In»-Prinzip als auch das «Inside-Out»-Modell zum Tragen; bei letzterem geht es um die Frage, in was und wie Swiss Golf bzw. seine Mitglieder in Nachhaltigkeit investieren. Viele Themen finden sich auf beiden Seiten wieder, aber je nach Blickwinkel sind andere Massnahmen notwendig bzw. andere Voraussetzungen gegeben. Dank der Umtec-Studie ist Swiss Golf bereits heute sehr gut vorbereitet, um sowohl die Dual-Materiality zu dokumentieren als auch die CSRD (Qualität und Umfang der Nachhaltigkeitsberichterstattung des Verbands) umzusetzen.
Die grosse Herausforderung ist und bleibt aber, die Golferinnen und Golfer davon zu überzeugen, selbst einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit in ihrem Sport zu leisten. Die Kommission Nachhaltigkeit von Swiss Golf hat bereits in den ersten Monaten ihres Bestehens «10 Golden Rules» erarbeitet, zehn Regeln für mehr Nachhaltigkeit im Golfsport. Nun geht es darum, diese «10 Golden Rules» noch häufiger anzuwenden. Der Wille ist da: Eine statistische Erhebung hat 2020 ergeben, dass über 90 Prozent der Golferinnen und Golfer Nachhaltigkeit und Naturschutz als wichtig bis sehr wichtig erachten.
Die 10 goldenen Regeln
1. Sei sozial … fahre längere Strecken mit dem ÖV oder den Flightpartnern im gleichen Auto.
2. Sei sportlich …komm zu Fuss oder mit dem Velo zum Golfplatz.
3. Sei schlau …erwarte in heissen, trockenen Sommern keinen komplett grünen Rasen; Gras ist strapazierfähig, andere Pflanzen benötigen das Wasser dringender.
4. Sei rücksichtsvoll …respektiere die Lebensräume von Tieren und Pflanzen, halte dich von Biotopen fern. Falls dein Ball sich nicht daran hält, lass ihn links liegen und sag beim Droppen leise «bye bye».
5. Sei vorausschauend …nimm Getränke und Snacks in wiederverwendbaren Behältern mit auf die Runde.
6. Sei traditionsbewusst …verwende Holz-Tees und vermeide dadurch Microplastik in unserem Grundwasser.
7. Sei engagiert … trenn den Müll und bitte gegebenenfalls die Clubverantwortlichen, mehrere Mülleimer (PET, Papier, Restmüll) zu installieren.
8. Sei Trendsetter …stell zu Hause Insekten- und Vogelhäuschen auf und bitte den Club, auf dem Platz das gleiche zu tun.
9. Sei sparsam …verschwende keinen Strom und kein Wasser. Auch kurz duschen reinigt und spart Wasser.
10. Sei Golf-Botschafter …erzähl deinen Freunden und Bekannten, wie nachhaltig und gesund Golf ist und verbessere damit das Image unseres Sports.
Nachhaltigkeit beschränkt sich nicht nur auf Umweltthemen. Swiss Golf wird sich in den kommenden Jahren vermehrt mit den Themen Wirtschaftlichkeit & Finanzen sowie der sozialen Komponente des Golfsports auseinandersetzen müssen. Nachhaltigkeit ist ein Dauerbrenner. Und wenn Nachhaltigkeit ein strategisches Unterfangen ist und bleibt, muss Swiss Golf auch in Zukunft Zeit und Geld investieren, damit die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden können.
Nachhaltigkeit ist sozusagen die wichtigste Marketingaufgabe des Verbands. Das Thema betrifft viele Stakeholder – und diese müssen informiert werden. Kommunikation ist die Lebensader, um das Thema in den Köpfen der Golferinnen und Golfer zu verankern.
Das angestrebte Image des Golfsports – gut und solide, vertrauenswürdig und transparent (kein Greenwashing), messbar und dienstleistungsorientiert für die Gesellschaft als Ganzes – ist noch nicht ganz erreicht. Das 125-Jahr-Jubiläum kann aber ein Meilenstein auf dem Weg dorthin sein.
Erfolge
- Die folgenden drei Ziele sind zwar noch nicht vollständig erreicht, aber Swiss Golf ist auf einem sehr guten Weg:
- 2024 sind 45 Clubs bzw. Golfanlagen GEO-zertifiziert. Das Ziel, bis 2027 alle Schweizer Golfanlagen zu zertifizieren, ist realistisch bzw. erreichbar.
- Bis 2030 Pflanzenschutzmittel-frei: Ein Aktionsplan wurde verabschiedet und es laufen zahlreiche Versuche zur Erprobung von Innovationen bei chemischen Zusammensetzungen, Bodenuntersuchungen und Grassorten sind im Gange und weisen den Weg zum Ziel. Wenn in einem ersten Schritt auf synthetische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden kann, ist das schon ein grosser Erfolg.
- Klimaneutralität bis 2035: Die neuen Berichterstattungsformen (CSRD und SFDR) und Audits ermöglichen eine Standortbestimmung (Ist-Situation). Die Umtec-Studie hat sehr viele Ansatzpunkte für den Schweizer Golfsport identifiziert. Das Handbuch für Golfplatzbetreiber zeigt den Weg zur CO2-Neutralität auf. Eine grosse Herausforderung bleibt sicher die Mobilität der Golfenden. Die verschiedenen Ansätze erlauben eine gute Standortbestimmung – und wenn allenfalls noch ein Restbetrag in Form von CO2-Kompensationsbeiträgen zu leisten ist, befindet sich der Schweizer Golfsport auch bei diesem Ziel auf der Zielgeraden!
- Die Partnerschaften erfordern viel Kommunikation und solide Arbeit, um gemeinsam eine bessere Welt zu schaffen (UN-SDGs und Brundtland Bericht 1987).
- Das Biodiversitätsprojekt «Let’s Swing for Biodiversity» ist sehr ehrgeizig; dank neuester technologischer Fortschritte (Digital Mapping) sind hier grosse Erfolge möglich – mit ihrer Hilfe kann wirklich bewiesen werden, welch (grossen) Beitrag der Golfsport zur Biodiversität (Erhalt und Schutz) leistet … nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ.
- Die Wasser- und Energieinitiativen sind vielversprechend und zielen alle in die gleiche Richtung: 2035 klimaneutral.