Die Swiss Golf Foundation als Grundlage für den Boom im Golfplatzbau
Die Ausgangslage
Der Sport, wie auch die Wirtschaft und die Politik, sind ständigem Wandel unterworfen. Dies hat auch der Golfsport in der Schweiz Ende der 1980er Jahre erfahren. Sowohl bei der generellen Entwicklung des Golfangebots als auch bezüglich der erzielten Resultate im Spitzensportbereich stand die ASG vor grossen Herausforderungen.
Die Nachfrage für Spielgelegenheiten war grösser als das vorhandene Angebot. In vielen Clubs bestanden lange Wartelisten. Gleichzeitig hatten die Schweizer Profigolferinnen und -golfer grosse Mühe, sich auf der internationalen Ebene zu behaupten.
Der ASG-Vorstand unter Präsident Gaston Barras sah sich deshalb gezwungen, neue Wege zu gehen, um dieser unbefriedigenden Situation entgegenzuwirken. Mit Hilfe einer Stiftung wollte der Verband versuchen, die zur weiteren Entwicklung des Golfsports in der Schweiz notwendige Unterstützung, und damit nicht zuletzt die erforderlichen zusätzlichen finanziellen Mittel, zu finden.
Die Stiftung hatte zum Ziel, allfälligen Sponsoren durch den Einsitz im Stiftungsrat die Möglichkeit einer Mitbestimmung bezüglich der Verwendung der zur Verfügung gestellten Gelder zu gewähren. Gleichzeitig konnten Persönlichkeiten nach aussen sichtbar an den Verband gebunden werden. Letzteres zur Förderung des Images unseres Sports.
Teil 1: Die schwierige Geburt der Swiss Golf Foundation
Die ASG hat mit ihrer Stiftung Swiss Golf Foundation (SGF) in einer schwierigen, von grossen Herausforderungen geprägten Zeit trotz anfänglicher interner Schwierigkeiten viel bewegt.
Dies nicht nur bezüglich der Akzeptanz des Golfsports in der Schweiz und damit der Möglichkeit, Golfanlagen auf Schweizer Boden zu bauen. Auch im Bereich Spitzensport konnten sich durch die Unterstützung der SGF mehrere Pros (und eine Proette) auf der höchsten europäischen Stufe, damals der European Tour und der Ladies European Tour, etablieren.
Dank der Stiftung war die Grundlage für den anfangs der Neunzigerjahre einsetzenden Boom des Golfplatzbaus in der Schweiz geschaffen.
In der langen Zeit zwischen 1967 (Schönenberg) und 1992 konnten nur vier Anlagen (Bonmont 1982, Riederalp 1985, Domaine Impérial 1987 und Les Coullaux 1991) auf Schweizer Boden eröffnet werden.
Um der ständig wachsenden Nachfragen an Spielmöglichkeiten in unserem Land gerecht zu werden, hat sich die ASG entschieden, unter klaren Bedingungen Golfclubs im nahen Ausland als Mitglieder in den Verband aufzunehmen:
Standort innerhalb von 30 Kilometern von der Schweizer Grenze, mindestens 50 Prozent der Mitglieder und 50 Prozent der Vorstandsmitglieder in der Schweiz ansässig. So wurden innerhalb von acht Jahren nicht weniger als acht Clubs Mitglied der ASG, die alle in Deutschland oder Frankreich über eine Anlage verfügten. Es waren dies: Marktgräflerland Kandern 1984, Bossey 1985, La Largue 1988, Bodensee 1988, Obere Alp 1989, Esery 1990, Maison Blanche 1991 und Rheinblick 1992.
Trotz dieser temporären Verbesserung des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage blieb das Ziel der ASG weiterhin, den Golfsport in der Schweiz zu entwickeln. Dies durch den Bau neuer Golfanlagen auf Schweizer Boden und durch die dazu notwendige Öffentlichkeitsarbeit. Gleichzeitig sollten für unsere Spitzenspielerinnen und -spieler, die eine Profikarriere ins Auge fassen wollten, bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden. Um diese neuen Wege zu beschreiten, brauchte die ASG vermehrt finanzielle Mittel.
Die zukunftsgerichtete Initiative der ASG
Auf Initiative von Martin Hodler (Vorstandsmitglied) und Johnny Storjohann (Generalsekretär der ASG), mit der Unterstützung und Zustimmung des ASG-Vorstandes, wurde am 17. Oktober 1992 die Swiss Golf Foundation offiziell ins Leben gerufen. «Nachdem der Kassier grünes Licht gibt, wird beschlossen, die neue Stiftung mit 50 000 Franken zu dotieren», heisst es im Protokoll des Vorstandes.
Erste Stiftungsräte waren Martin Hodler (Präsident), Yves Hofstetter (Vize-Präsident), Gaston F. Barras (als ASG-Präsident) und Johnny Storjohann (als Generalsekretär der ASG). Als erster Geschäftsführer der Stiftung wurde Peter Epp gewählt. Letzterer arbeitete in einem Mandatsverhältnis.
Die erste Sitzung des SGF-Stiftungsrates, bereits mit den weiteren Stiftungsräten Josef Ackermann (Schweizerische Kreditanstalt) und Riccardo Gullotti (Kuoni), fand am 21. Januar 1993 im SKA-Forum in Zürich statt.
Zweck der Stiftung ist heute nach wie vor die Unterstützung und Förderung des Golfsportes in der Schweiz, im Sinne der generellen Zielsetzungen von Swiss Golf. Sie ergänzt auch heute noch die Tätigkeit des Verbandes und stützt sich namentlich auf die Bestimmungen von Art. 5a der aktuellen Swiss-Golf-Statuten. Ursprünglicher Zweck der Stiftung siehe Handelsregisteranmeldung oben.
Im Einzelnen bedeutet dies:
- Organisation und Durchführung von Anlässen und Aktionen zur Förderung des Ansehens des Golfsportes.
- Betreuung und Unterstützung der Playing-Pros (Frauen und Männer).
- Förderung und Unterstützung talentierter Golferinnen und Golfer.
- Öffentlichkeitsarbeit im Sinne des Zweckes der Stiftung.
- Ergreifen aller Massnahmen, die dazu dienen, das Ziel der Stiftung zu erreichen.
Man entschied sich damals für folgende Aufgabenteilung:
- Die ASG kümmert sich um die Interessen ihrer Mitglieder, der Clubs, und überwacht und koordiniert deren Aktivitäten.
- Die SGF investiert ihre Energie in die Förderung und Weiterentwicklung des Golfsports in der Schweiz, dies sowohl in Bezug auf die Erweiterung der Spielmöglichkeiten als auch im Bereich Spitzensport. Sie beschafft die dazu notwendigen finanziellen Mittel.
Heute (2024) ist die Swiss Golf Foundation allseits anerkannt und deren grundsätzlicher Zweck unbestritten.
Dies war jedoch im Jahr ihrer Gründung Ende 1992 nicht vollumfänglich der Fall: Die Bilanz des Stiftungsratspräsidenten Martin Hodler nach einem Jahr war: «Wir fliegen, aber noch nicht auf der gewünschten Flughöhe».
Die Herausforderung «Sponsoring»
Um ihre Ziele zu erreichen, brauchte die ASG, wie erwähnt, zusätzliche finanzielle Mittel. Das zur Diskussion stehende Stichwort war: Sponsoring. Deshalb musste mit einer alten für den damaligen «Club-Golfsport» in der Schweiz tief verwurzelten Tradition gebrochen werden. In nicht wenigen Clubs hörte man: «Sponsoring, Geld von Dritten, das brauchen wir nicht, das wollen wir nicht. Werbebanderolen auf unserem Parcours – unvorstellbar!». Die grosse Herausforderung war, sowohl von den Traditionalisten (Sponsoring Gegnerinnen und Gegnern) als auch von den Befürwortenden einer progressiven, zukunftsgerichteten Strategie akzeptiert zu werden.
Ohne finanzielle Unterstützung wäre es aus Sicht des Verbandes nicht möglich gewesen, die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Das damals stark wachsende Interesse am Golfsport in der Schweiz zog Personen und Institution an, die nicht immer mit den Zielsetzungen der ASG übereinstimmten. Die damaligen Spitzenpros und -proetten wurden von Sportmanagern umworben, der Tourismus strebte primär kommerzielle Ziele an und in der breiten Öffentlichkeit herrschte immer noch eine gewisse Skepsis gegenüber dem als elitär betrachteten Golfsport.
Die ASG kam deshalb zur Überzeugung, dass sie ohne eine offensivere Strategie und ohne zusätzliche finanzielle Mittel riskieren würde, die Entwicklung des Golfsports aus den Händen zu verlieren. Sie musste und wollte mit Hilfe der Swiss Golf Foundation auf allen Ebenen aktiver werden. Die Akzeptanz der Sponsoring Idee war deshalb für die ASG ein Muss. Mit viel Überzeugungskraft gelang es, diese Finanzierungsalternative auf Verbandsebene zur Akzeptanz zu bringen. Dabei wurde den einzelnen Clubs die Freiheit gelassen, Sponsoring-Konditionen zu akzeptieren oder nicht. Die Sponsoren, Partner und Gönner wurden entsprechend informiert.
Grundsätzlich wollten alle Beteiligten den Golfsport in der Schweiz weiterentwickeln und die Rahmenbedingungen schaffen, um unsere Proetten und Pros an die internationale Spitze zu führen. Die Frage war «wie». Letztlich ist es gelungen, die Mehrheit der Mitglieder der ASG zu überzeugen, mittels einer Stiftung ausgewählte Sponsoren, Supporter und Ausrüster, die den Vorstellungen der ASG entsprachen, zu finden, an den Verband zu binden und so die benötigten finanziellen Mittel sicher zu stellen.
Zum grossen Glück konnten mit der Schweizerischen Kreditanstalt SKA (später Credit Suisse) und anderen bekannten Unternehmungen innert kurzer Frist potente Geldgeber gefunden werden, die die verbandsinternen Richtlinien akzeptierten und respektierten. Zu Beginn war die SKA der Hauptsponsor, Audemars Piguet, Swissair und Jaguar waren Co-Sponsoren. Lacoste und andere Unterstützer lieferten Naturalien zu günstigen Konditionen. Gerry Heller, der damalige Chef Öffentlichkeitsarbeit, vertrat die Interessen der SKA. Im Verlaufe der Zeit amteten folgende Persönlichkeiten des Hauptsponsors als Stiftungsräte: Dr. Josef Ackermann, Arthur Vayloyan, Walter Berchtold, Oswald Grübel und Barend Gerrit Fruithof.
Anmerkung: Seit 2007 bis heute (2024) ist Rolex und nicht mehr die SKA/Credit Suisse der Hauptsponsor von ASG/Swiss Golf.
Die Basis, um die anvisierten Ziele in Angriff zu nehmen, war damit gelegt. Die SGF hatte die finanziellen Mittel, um den international anerkannten Golfcoachs Jan Blomqvist und in der Person von Peter Epp einen Geschäftsführer auf Mandatsbasis anstellen zu können (siehe untenstehendes Bild).
Nebst dem Engagement von Jan Blomqvist konnte die SGF die Mitglieder des Swiss Golf Teams auch in finanzieller Hinsicht unterstützen. Sie erhielten einen Beitrag in der Grössenordnung von 50 Prozent der anfallenden jährlichen Kosten für die Teilnahme an den Europäischen Top-Touren. Als Gegenleistung mussten sie die SGF in ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützen und den Sponsoren, den Partnern und Unterstützern an definierten Tagen zur Verfügung stehen.
Die Förderung der Akzeptanz des Golfsports in der Schweiz dank dem Spitzensport
Die Massnahme, den Spitzengolfsport in der Schweiz zu fördern, sollte dazu beitragen, den Golfsport in unserem Land populärer zu machen und vom Image einer «Freizeitbeschäftigung der Oberschicht» zu befreien. Der Boom, den Golfstars wie Severiano Ballesteros in Spanien und Bernhard Langer in Deutschland ausgelöst haben, diente als leuchtendes Beispiel.
«SGF-Präsident Martin Hodler, damals immer noch ein Handicap-6-Spieler, der ohne Zweifel der neuen, jungen und dynamischen Golfer-Generation zuzuordnen ist, bürgte zusammen mit dem Geschäftsführer der Stiftung, dem Basler Peter Epp, auch er ein aktiver Golfer, dass die Stiftungsstatuten nicht nur schönes Papier bleiben», schrieb die «Handelszeitung» 1993. Und weiter: «Mit dem Schweden Jan Blomqvist konnte für das Swiss Golf Team ein international anerkannter Coach gewonnen werden. Letzterer, in den letzten 12 Jahren Mitverantwortlicher des schwedischen ‘Golfwunders’, ist gleichzeitig Team-Manager und führt und berät seine Schützlinge.»
In einem «Blick»-Interview im Mai 1996 konnte der Nationalcoach eine positive Bilanz ziehen: «Wir haben bisher alle Ziele erreicht: Innert drei Jahren ein Sieg auf der PGA Tour, drei Spieler für die europäische PGA Tour qualifiziert, eine Spielerin auf der Frauen-Tour, drei Spieler in den Top 100 der Challenge Tour klassiert. Leider kommt bei den Frauen hinter Régine Lautens (und früher Evelyn Orley) niemand nach.»
Man darf nicht vergessen, dass bereits 1990, also vor der Bildung des Swiss Golf Teams, Evelyn Orley auf höchster europäischer Ebene zwei internationale Turniere gewonnen hat: Das Ladies Swiss Classic der Ladies European Tour in Bonmont (Schweiz) und die Singapore Ladies Open der Asian Tour in Singapur.
Nur wenige Monate nach dem «Blick»-Interview 1996 ist der damals 53-Jährige Nationalcoach völlig überraschend gestorben. Blomqvist erholte sich zu Hause von den Folgen eines Sturzes von einer Leiter, als er sich plötzlich unwohl fühlte. Kurz darauf starb er.
«Für uns Spieler ist der Verlust von Jan Blomqvist enorm und nur schwer zu verkraften. Er war ein Freund, der uns immer zur Seite stand und dem es gelang, uns aus den Tiefs wieder herauszuholen. Er war stets für uns da und gab einem das Gefühl von Sicherheit», erklärte ein nachdenklicher André Bossert anlässlich der Interlaken Open, nur wenige Tage nach dem Tod von Jan Blomqvist.
Das Engagement von Jan Blomqvist hatte auch zur Verbesserung der Akzeptanz des Golfsports durch die Schweizer Bevölkerung beigetragen.
Die Ära nach Jan Blomqvist
Im November 1996 fand der Verband einen neuen Coach: Der Franzose Hervé Frayssineau (Jahrgang 1946) betreute ab 1997 das Swiss Golf Team.
Frayssineau unterzeichnete beim Schweizerischen Golfverband (ASG) einen Vertrag bis Ende 1998, gemäss dem er der Swiss Golf Foundation während 150 Tagen pro Jahr als Coach und Manager zur Verfügung zu stehen hatte. Allerdings dauerte die Zusammenarbeit kürzer als ursprünglich geplant. Dazu schrieb die «NZZ»: «Die Swiss Golf Foundation hat schon Ende 1998 den Wandel vom Swiss Golf Team zu Swiss Golf vollzogen, weil Golf nach Auskunft von Pressesprecher André Glauser eigentlich kein Mannschaftssport ist, sondern eine individuelle Angelegenheit. Der Vertrag mit Swiss Golf Team Coach Hervé Frayssineau wurde deshalb nicht verlängert, weil kein eigentliches Team mehr bestand und jeder Spieler mit seinem eigenen Coach arbeitet.»
Die Coaches für die Amateur-Spielerinnen und Spieler wurden später direkt vom Verband angestellt. Die Swiss Golf Foundation konzentrierte sich von da an in erster Linie auf das Sponsoring und tut dies bis heute.
Professionelle Öffentlichkeitsarbeit
Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit konnten zu Beginn der 1990er Jahre mit Hugo Steinegger und André Glauser zwei renommierte Sportjournalisten engagiert werden. Ziel war eine nahe und vollständige Berichterstattung in den Schweizer Medien über die vom Swiss Golf Team erreichten Resultate. Auch die professionelle Öffentlichkeitsarbeit verlagerte sich später direkt zum Verband. 2024 wurde mit Doris Rechsteiner erstmals eine Direktorin Marketing/Kommunikation/ Sponsoring in die Geschäftsleitung ernannt.
Anmerkung:
Im ersten Viertel dieses Jahrhunderts wurde die Visibilität des Schweizer Golfsports durch Spitzenresultate unserer Profis auf internationaler Ebene (inklusive in den USA, dort durch unsere Proetten) weiter erhöht.
Im Kapitel «Sportliche Highlights/Grösste Erfolge» finden Sie alle grossen Erfolge der Schweizer Spitzengolfer*innen chronologisch aufgelistet.
Die Präsidenten der Swiss Golf Foundation
- Martin Hodler (1992–1997)
- Martin Kessler (1997–2006)
- Thomas Hentz (2006–2024)
- Reto Bieler (seit 2024)
Teil 2: Eine Geschichte von Angebot und Nachfrage
Ab anfangs der 1970er stieg die Zahl der in der Schweiz am Golfsport Interessierten überdurchschnittlich. Es gab immer mehr Spieler*innen, aber nicht genügend Golfplätze. Die Nachfrage übertraf das Angebot, und in den Clubs gab es Wartelisten. Zwischen 1970 und 1992 wurden in der Schweiz, jedoch nur vier Anlagen eröffnet, acht weitere entstanden gezwungenermassen im nahen Ausland.
Am 11. September 1992 organisierte die sich in Gründung befindende Swiss Golf Foundation eine Tagung mit dem Titel «Golf & Natur» und lud Vertreter der Landwirtschaft, des Tourismus und des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) ein. Ziel war es, die Teilnehmenden vom Wert und Nutzen des Golfsports für unsere Gesellschaft zu überzeugen.
Das Resultat dieser Überzeugungsarbeit war spektakulär: Zwischen 1993 und 2023 wurden zusätzlich gegen 60 neue Golfanlagen auf Schweizer Boden gebaut. Die Zahl der Golfspieler*innen in der Schweiz stieg von ungefähr 6000 im Jahr 1970 auf über 100'000 im Jahr 2023.
«Die Ruhe vor dem Sturm» im Golfplatzbau
Doch drehen wir die Zeit nochmals kurz zurück. Zwischen 1970 und 1992 hat sich die Zahl der Golfspielenden in der Schweiz von etwa 6000 auf rund 20’000 mehr als verdreifacht. In der gleichen Zeit stieg die Anzahl Clubs jedoch nur von 28 auf 40. Von den 12 neuen Anlagen wurden, wie erwähnt, acht im grenznahen Ausland und nur vier in der Schweiz eröffnet. Die insgesamt 32 Clubs auf Schweizer Boden hatten die grösste Mühe, die rasche Zunahme an Spielwilligen zu bewältigen. Logischerweise wurde unter diesen Umständen die Zulassung von Greenfee-Spielerinnen und -spieler beschränkt.
Die Gründe, weshalb zwischen 1967 (GC Schönenberg) und 1992 in der Schweiz so wenig neue Golfplätze gebaut werden konnten, waren in erster Linie die ablehnende Haltung der Landwirtschaft und des Naturschutzes. Bei den Bauern hiess der allgemeine Tenor: «Das Land ist nicht für die Reichen oder zur Freizeitgestaltung da, sondern um Nahrungsmittel zu produzieren und die Landschaft zu pflegen». Für die Vertreter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz ging es vor allem um die Wahrung der Naturnähe in unserem Land.
Werner Stocker, seit Jahren ASG-Vorstandsmitglied und Captain des Golf Club Breitenloo, sagte 1991 in einem Interview im Magazin «Golf & Country» folgendes zur damaligen Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage im Schweizer Golf: «In absehbarer Zeit, mit immer mehr Spielwilligen auf der kleinen Anzahl Plätze in der Schweiz, wird das bestehende Problem bestimmt nicht kleiner werden. Dies ist die Schattenseite des Golfbooms. Die jetzt bestehenden Clubs können die Erwartungen aller am Golfsport Interessierten nicht erfüllen und werden daher oft angefeindet. Dagegen ist der Verband machtlos. Er könnte höchstens versuchen, dass dank des Goodwills, den das Golfspiel heute geniesst, mehr neue Plätze in der Schweiz gebaut werden.»
Der Einfluss der Swiss Golf Foundation beim Schulterschluss mit dem Bauernverband, dem Tourismus und der Migros
Als der Direktor des Bauernverbandes, Melchior Ehrler anfangs der Neunzigerjahre bekanntgab, dass aus wirtschaftlichen Überlegungen und um ein «Chaos» durch Überproduktion zu verhindern, rund 100'000 Hektar Agrarland stillzulegen seien, reagierten die ASG und die SGF blitzschnell. Gemäss Melchior Ehrler bestand nämlich die Gefahr, dass zahlreiche Bauernfamilien wegen dem sinkenden Bedarf an inländischen Landwirtschaftsprodukten ihre Existenzgrundlage verlieren könnten.
Im Auftrag der ASG ist es der sich in Gründung befindenden Swiss Golf Foundation gelungen, bereits im September 1992 eine wichtige Tagung mit Vertretern des Bauernverbandes, des Tourismus und des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB), unter dem Titel «Golf & Natur» zu organisieren.
Mit dieser Tagung wurde der Dialog zwischen Golf, Landwirtschaft und Tourismus, anschliessend auch mit dem Naturschutz, lanciert. Es ging damals darum, sowohl die Landwirtschaft als auch den Naturschutz vom Wert und Nutzen des Golfsports für unsere Gesellschaft zu überzeugen.
Neben dem Direktor des Bauernverbandes, Melchior Ehrler, den Vertretern der ASG (Präsident Gaston Barras und Generalsekretär Johnny Storjohann) sowie Hans-Peter Danuser (Tourismusdirektor von St. Moritz), war auch Eugen Hunziker, Präsident und Delegierter des Migros-Genossenschafts-Bundes, anwesend. Der Naturschutz war allerdings an dieser Tagung noch nicht vertreten. Als ASG-Vizepräsident und designierter Präsident der SGF leitete Martin Hodler den Anlass.
ASG-Präsident Gaston Barras wies in seiner Eröffnungsrede auf den steinigen Weg hin, den der Schweizer Golfsport bei seiner Entwicklung zu gehen hat. Der markante Walliser, der später das Swiss Open in das European Masters, einen der bedeutendsten Sportanlässe der Schweiz, übergeführt hat, war schon damals weitherum bekannt für sein grosses Engagement zugunsten des Golfsports ganz allgemein und des Schweizer Golfsports im Besonderen.
Der damalige ASG-Generalsekretär Johnny Storjohann informierte anschliessend im Detail über den Notstand der Entwicklung des Golfsports in der Schweiz (grosse Nachfrage – kleines Angebot).
Die Tatsache, dass sich Melchior Ehrler bereit erklärt hatte, als Podiumsteilnehmer an dieser Tagung teilzunehmen, war ein klares Zeichen des wachsenden Interesses der Schweizer Landwirtschaft, mit den Vertretern des Golfsports in Kontakt zu treten und sich mit dem Wert und dem Nutzen des Golfsportes für die Gesellschaft und für die Natur auseinanderzusetzen. Es wurde ihm bewusst, dass dank dem Golfsport vorhandenes Landwirtschaftsland in gewissen Gebieten rentabler genutzt werden kann als durch die Produktion landwirtschaftlicher Güter.
Hans-Peter Danuser, der Tourismusdirektor von St. Moritz, wies darauf hin, dass speziell auch aus Sicht des Tourismus mehr Golfplätze in der Schweiz gebaut werden sollten. Er betonte aber auch, dass es beim Bau von Golfanlagen Bedingung sei, die Bedürfnisse des Landschaftsschutzes zu respektieren.
Am Ende der Veranstaltung gratulierte Eugen Hunziker (als offizieller Vertreter der Migros) der ASG zur bevorstehenden offiziellen Gründung der Swiss Golf Foundation und zur Durchführung dieser Tagung. Er erwähnte, dass bei der Migros bereits vier konkrete Golfplatzprojekte vorlägen. Sollten in den nächsten fünf bis sechs Jahren mindestens zwei dieser Projekte realisiert werden, wäre er sehr glücklich. Er werde sich auch innerhalb des MGB dafür einsetzen.
Die Motivation, den Golfsport in der Schweiz zu fördern, war zudem eine der Zielsetzungen der Migros im Bereich Kulturprozent: «Zur Förderung von Sport und Bewegung auf vielfältige Weise unterstützt die Migros unter anderem die Arbeit zahlreicher Vereine.»
Wichtigste Argumente gegenüber der Landwirtschaft
Im Rahmen eines Vergleichs zwischen der Nutzung von Flächen durch die Landwirtschaft und dem Golfsport hat die SGF aufgrund vorhandener Statistiken folgende Vergleiche gemacht:
- Ertrag durch landwirtschaftliche Nutzung: ca. 9 Rappen pro m2
- Ertrag durch Nutzung mit dem Golfsport: ca. 30 Rappen pro m2 (basierend auf den Pachtzinsen, die ca. 60 Prozent der damaligen Golfclubs bezahlen mussten)
- Anzahl Personen, die ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft auf 50-100 Hektar verdienen können: 6-8
- Anzahl Personen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Golfbetrieb auf ca. 50-
- 100 Hektar verdienen können: 15-20
Dazu kommt die Tatsache, dass die Fähigkeiten, die es braucht, um erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben (nicht zuletzt Einschätzung der Wetterlage), weitgehend die gleichen sind wie diejenigen für ein gutes Greenkeeping. Bäuerinnen und Bauern könnten mit anderen Worten auch ideale Greenkeeper:innnen werden.
Diese Überlegungen führten dazu, dass der Widerstand seitens der Landwirtschaft gegenüber dem Golfsport abgenommen hat. Immer mehr Besitzerinnen und Besitzer von Landwirtschaftsbetrieben realisierten, dass sich mit dem Golfsport mehr verdienen lässt als mit der Landwirtschaft. Zudem hatte der «Plan Wahlen» im 2. Weltkrieg gezeigt, dass mit Ausnahme der Greens (3 Prozent der gesamten Fläche eines Golfplatzes) jederzeit von Golf zur Landwirtschaft und wieder zurück zu Golf gewechselt werden kann, sollte dies notwendig sein. Dies wurde übrigens auf den Golfplätzen Dolder in Zürich, Bad Ragaz, Luzern und teilweise auf dem Gurten bei Bern während und nach dem 2. Weltkrieg so gemacht.
Das Umdenken führte dazu, dass sich zahlreiche Besitzer von Landwirtschaftsbetrieben telefonisch beim Verbandssekretariat der ASG meldeten und ihre Flächen zum Bau eines Golfplatzes zur Verfügung stellten.
Der Naturschutz wird einsichtig
Als die Vertreter:innen des Golfsports auch noch versicherten, dass man beim Bau neuer Golfanlagen primär an überdüngte Landwirtschaftsflächen und nicht an naturnahe Gebiete dachte, revidierte auch die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz ihre grundsätzlich negative Einstellung. Ein typisches Beispiel ist der Golfclub Wylihof (gegründet 1994). Hier entstand aus einer überdüngten Landwirtschaftsfläche ohne offene Wasserläufe ein Ökosystem, in dem in kürzester Zeit verschiedenste früher ansässige Pflanzen- und Tierarten erneut ansiedelten.
Auf den Wasserhindernissen von Wylihof schwimmen heute Enten. Füchse, Rehe und anderes Kleinwild sind häufige Gäste auf dem Platz und in den umliegenden Wäldern. Die Vertreter*innen des Landschaftsschutzes waren einverstanden, dass die Realisierung des Golfprojektes Wylihof eine ökologische Aufwertung des Geländes mit sich brachte.
Nachdem unter anderem dank der Unterstützung der Swiss Golf Foundation die politischen Grundlagen für den Bau von neuen Plätzen geschaffen wurde, ging es darum, diese auch konkret umzusetzen. Im Kapitel «Die Geschichte des Schweizer Golfsports» zeigen wir ausführlich, wie enorm sich unsere Golf Welt seit Beginn der Neunzigerjahre verändert hat.